Donnerstag, 9. April 2015
Tage der Resignation
„Ich bin wieder und wieder gefallen und aufgestanden und zwischendurch einfach auch mal liegen geblieben. Sie sagen hinfallen ist keine Schande nur liegen bleiben, aber zwischenzeitlich war ich einfach zu schwach zum Aufstehen und um aufzustehen muss man darin einen Sinn sehen und den fand ich irgendwann immer seltener.“

aus: Gedankensturm von Diandra Voigt



Ich schäme mich.
Jeden Tag schäme ich mich, dass ich so schwach bin, dass ich nicht aufhörn kann zu essen.
Ich schäme mich, dass ich überhaupt esse und dass ich wieder so zugenommen habe.
So sehr schäme ich mich für mich selbst.
So sehr, dass ich gar nicht mehr raus gehen möchte und mich nur noch verstecken will.

Seit Wochen wieder erlebe ich vollkommenen Kontrollverlust.
Ich stopfe mich voll mit Essen bis es weh tut, bis nix mehr geht, bis ich Schmerzen spüre nur um irgendetwas zu spüren. Damit diese Taubheit verschwindet, diese Leere.

Ich vernachlässige wichtige Sachen, ich setzte Prioritäten falsch, ich esse Gefühle weg, bekomme Neue und esse sie wieder weg.
Ich bin so hungrig und nicht satt zu kriegen. So verdammt gierig.

Und ich hasse mich dafür. Der Selbsthass nagt an mir. Ich schwanke von einem Extrem ins Nächste von totaler Selbstdisziplin und Selbstkasteiung bis zum totalen Kontrollverlust.

Und jetzt steck ich wieder fest in dieser Phase, die ich hasse, als wär ich fremdgesteuert, nicht aufzuhalten, bei dem was ich tue.

Es ist immer das Selbe, seit Jahren das Selbe. Ich bin so müde geworden. Ich hab so oft schon versucht mich zu wehren, habs tausendmal probiert und mich angestrengt, um dann letztendlich wieder zu scheitern.
Dieser Teufelskreislauf, ich hab ihn so satt!

Manchmal möchte ich aufgeben.
Ich weiß, dass ich nicht unendlich viele Chancen habe, und im Chancen verspielen bin ich Weltmeisterin.
Ich muss Termine wahrnehmen und Hilfe annehmen, aber ich kann nicht, weil mir meine Scham und meine Angst im Weg stehen. Und so versau ich mir Stück für Stück mein Leben.
Da denkt man, dass man kaum noch tiefer fallen kann und eh man sich versieht fällt man schon wieder.

Ich weiß nicht mehr weiter und mir selbst nicht mehr zu helfen.