Donnerstag, 28. April 2016
Liebes Leben, du bist doof!
Liebes Leben,

du bist ungerecht.
Ja ich weiß, das ist wohl nichts Neues, aber ich muss es dir sagen, denn es ist absolut nicht fair, dass du so ungerecht bist.
Ich will mich ja garnicht beschweren, oder vielleicht doch...denn manchmal macht es echt keinen Spaß mehr und ich frag mich nur wozu noch, wie es endet weiß ich eh schon.
Und was bringt es sich einen Film anzuschauen, wenn man das Ende eh schon kennt?

Geht es um die wenigen kurzen Zwischensequenzen, in denen man die Mundwinkel nach oben gezogen hat oder vor Freude weint (was mir allerdings noch nie passiert ist)?
Geht es wirklich um die vereinzelnt guten Tage, die im rießigen, schwarzen Meer der schlechten Tage untergehen?
Oder geht es um Verbindungen, um Beziehungen, darum etwas zu erschaffen, was vielleicht Unsichtbar ist, aber dennoch von großem Wert?
Nur was kann das sein?

Liebes Leben, du bist mir ein Rätsel.
Und ich bin eine Suchende, mir reicht es einfach nicht das Erreichbare, Alltägliche, das Streben nach Erfolg, oder das Aushalten der Tageslasten und das Stopfen von Seelenlöchern, in denen man sich verliert.

Mir reicht das nicht...das kann nicht Alles sein.
Ich habe Angst vor dem Vergessenwerden, andererseits ist mir bewusst, dass dies der Lauf der Zeit ist.
Wir Alle treten in Vergessenheit irgendwann und schlimm ist das eigentlich nicht, wenn man wenigstens die Gewissheit hätte, das etwas bleibt.
Wenigstens ein Stück weit Sicherheit hätte ich gerne.

Aber woher bekomme ich Sicherheit, wenn ich weiß, dass Morgen schon alles vorbei sein kann, oder heute schon, jetzt gleich in zwei Sekunden kipp ich vom Stuhl...einfach so...weil vielleicht mein Herz auch kein Bock mehr hat auf diese Sinnlosigkeit und die Ungerechtigkeit?

Was weiß ich schon, ich bin nur eine winzig kleine, bruchstückhafte Sequenz in dieser Welt.
Einmal mit dem Finger geschnipst und weg bin ich. Sind wir nicht alle Winzlinge und eigentlich kaum von Wert und denken dabei doch wir wären der Mittelpunkt der Welt, naja jedenfalls in unserer eigenen Welt. Da sind wir ja auch der Mittelpunkt, und der müssen wir auch sein.

Ich glaube mein Denken ist so beschränkt, ich glaube mein Gehirn ist viel zu klein um Irgendetwas so zu erfassen, wie es wirklich ist.
Vielleicht lebe ich eine Lüge, vielleicht ist mir Alles und Jeder um Meilen vorraus. Vielleicht komm ich auch niemals mehr dort an, wo ich mal war.

Ich frag mich, warum das Leben krank macht und warum es weh tut? Warum müssen wir leiden? Warum freuen wir uns trotzdem, wenn neues Leben entsteht, obwohl wir doch genau wissen, dass auch dieses Leben leiden wird?
Ist für mich nicht nachvollziehbar dieses Kosten und Nutzen-Verhältnis.

Ich sollte aufhören über sowas nachzudenken, das geht weit über den Tellerrand hinaus und ich glaube Menschen sind dafür nicht geschaffen zu weit zu denken.
Sicherheit wird es wohl für mich nicht geben oder Beständigkeit und erst recht keine Gerechtigkeit.
Manchmal wünschte ich, ich könnte mein Leben verschenken, an Jemanden der es besser zu nutzen weiß, der mehr für sich rausholen könnte, Jemand der viel mehr daran hängen würde. Da fängt ja die Ungerechtigkeit schon an...und sie hört niemals auf.

Liebes Leben, ich frage mich ehrlich manchmal was ich noch mit dir anfangen soll.
Du bist ganz schön hartnäckig und so leicht ist das mit dem loslassen garnicht.
Was ja noch viel unsicherer ist, als das Leben an sich, ist das, was dannach passiert.
Denn das Leben ist eigentlich vohersehbar, jedenfalls im Großen und Ganzen, natürlich nicht im Detail, aber am Ende liegen wir Alle irgendwo rum ohne Atmung und Herzschlag.
Aber ich fange jetzt ganz sicher nicht an, mir auch noch darüber Gedanken zu machen, was dannach kommt.
Das geht dann nicht nur über den Tellerrand, sondern über den Tischrand hinaus, und da will ich glaub garnicht hin, dass ist mir dann doch zu weit.
Ich verzieh mich lieber wieder in die Mitter meines tiefen Tellers und ziehe weiter meine Kreise.

Ich wollte dir nur sagen liebes Leben, dass du ganz schön grausam bist, dass du mich ganz schön umhauen kannst und mich regelmäßig aus der Bahn wirfs, und dass ich dich manchmal garnicht leiden kann.
Ich weiß nicht in welcher Art von Beziehung ich zu dir stehen soll, wie gesagt du bist und bleibst mein größtes Rätsel.
Aber ich klammere mich weiterhin an dich, weil du mein wertvollster Besitz bist.
Bedanken werde ich mich trotzdem nicht bei dir!

Viele sagen immer "der Sinn des Lebens ist leben".
Ein blöder Satz irgendwie, aber es ist wohl was Wahres dran.
Aber ich wollte ja garnicht nach dem Sinn fragen, soweit bin ich schon, dass ich weiß, dass Sinnsuche sowas von sinnlos ist.
Ich wollte dir, liebes Leben nur mal sagen, dass du richtig doof bist. Wie ein patziges, beleidigtes Kleinkind, dem die Sandburg gerade zerstört wurde, sag ich dir einfach ganz frech mal meine Meinung ins Gesicht:
"Du bist doof!"


Also auf weitere "doofe" Zusammenarbeit mit dir.
Man sieht sich (leider).