Freitag, 29. April 2016
Zeit aufzuräumen
Ich glaub ich bin momentan im Schreibfluss, ich schreibe und schreibe und halte jeden einzelnen Gedanken, der sich in jeder noch so kleinen dunklen Ecke meines Kopfes befindet fest. Nur ein winziger Bruchteil davon landet dann auch mal hier, zugänglich für Andere, warum auch immer.

Ich versuche mich zu sortieren, mich zu ordnen, meine Zukunft zu planen, quasi mein Leben zu planen. Und erschrecke dabei immer wieder vor mir selbst.
Denn eigentlich hab ich wiedermal mein Antrieb verloren, eigentlich bin ich grad wieder am fallen, wahrscheinlich macht mich grade dieser Zustand wieder so kreativ.
Denn anstatt zu rennen wie in den letzten Wochen, bin ich grad wieder mal liegen geblieben auf dem Standstreifen.
Jetzt steh ich hier und frag mich was ich will, wer ich sein will, wie viel Zeit mir bleibt, wie viel Kraft ich aufbringen könnte, ob ich meine Pläne über den Haufen schmeißen soll und Neue anfertigen sollte, ob es sich lohnt?
Ob ich wieder aufstehen sollte und weiterrennen? Oder mal kurz ausharren, den Dreck abspülen und dann die Richtung wechseln. Nur wohin? Und warum spreche ich in Rätseln mit mir selbst.
Was erhoffe ich mir eigentlich davon?

Sich eine beschissene Situation schön zu reden, darin bin ich ganz gut. Und dabei immer alles auf morgen verschieben, kann ich auch ganz wunderbar.
Darin bin ich sozusagen Profi.
Ich kann vielleicht nicht viel, aber das kann ich.
Und ich kann super gut von einem Extrem ins andere fallen.
Und dabei merk ich manchmal sogar, dass es nicht immer nur schlecht ist, dass auch während dem Fall etwas entstehen kann.

Auch wenn ich total wütend bin auf mich selbst, auch wenn ich aggressiv bin, mich momentan alles einfach ankotzt, ich die Sonne hasse, weil sie immer nur dann scheint wenn ich nicht raus will. Und natürlich immer dann der Regen kommt wenn ich dann doch mal raus gehe.
Ich hab manchmal das Gefühl es liegt ein Fluch auf mir, warum bekomm ich denn verdammt nochmal immer nur das faule Ei, oder das letzte angetrocknete Stück vom Kuchen oder den faulen Apfel oder wie auch immer man das sagt?

Es nervt mich. Ich bin höchstfrustriert und enttäuscht und alle schlechten Gefühle der Welt stauen sich grad in mir zu rießigen Bergen auf.

Und dann immer diese furchtbar nett gemeinten Ratschläge: "Nimm deine Wut doch als Antrieb und werd wieder aktiv".
"Es kommen wieder bessere Zeiten"

Ja natürlich kommen die, da bin ich mir sogar sicher. Aber die Schlechten sind einfach so beschissen, dass es sich fast schon garnicht lohnt sie durchzustehen nur um auf "Bessere" zu warten.
Und bessere Zeiten bedeutet ja nichtmal, dass sie auch gut sind.

Ich würde manchmal gerne verschwinden, denn manchmal langweilt mich mein Leben zutiefst und ich finde oft nur wenige Menschen, die mich inspirieren, die irgendetwas in mir auslösen, was mich fasziniert.

Ich frag mich wer ich bin, während vor mir 5 dicke Tagebücher liegen, in die ich seit meinem 14. Lebensjahr regelmäßig geschrieben habe, zudem habe ich unzählige Texte geschrieben, die jetzt gespeichert auf einem USB-Stick liegen . All das hat nie Jemand anderes gelesen außer ich.
Und wenn ich mich wieder frage wer ich bin, fang ich an zu lesen und finde mich darin ganz schnell wieder. Eine vernünftige Antwort auf die Frage habe ich allerdings trotzdem nicht, ich bin einfach die, mit den tausend Wörtern, Rätseln und der Unordnung im Kopf.

Ich habe in meinem Leben sicherlich mehr Worte geschrieben, als ausgesprochen.
Denn wenn Niemand mit dir spricht, hat man immernoch Papier und Stift.
Ich bin nicht sehr gut darin, wenns um Smalltalk geht, darum in kurzer Zeit die richtigen Worte im Kopf zu finden, sie auf die Zunge zu legen und in einer angemessenen Lautstärke mit passender Mimik und Gestik und mit richtiger Betonung so wiederzugeben, dass man bei seinem Gegenüber Sympathien erwerkt.
Irgendwie setzt mich das unter Druck. Das hat es schon immer. Referate in der Schule waren die Hölle für mich, ich war schon Wochen vorher so aufgeregt, dass ich kaum noch schlafen konnte.
Es ist nicht so, dass ich es nicht könnte, aber zu viele Augen die mich gleichzeitig anstrarren und die daran hängenden Köpfe, in denen sich ständig neue urteilende Gedanken bilden, während so eines Vortrags kann ich nur ganz schlecht aushalten.
Ich kann den Gedanken nicht ertragen, dass in einem anderen Kopf ein negativer Gedanke über mich entsteht. Ist das zu glauben?
Das ist total schwachsinnig, denn es ist im Prinzip unvermeindlich. Man kann schließlich nicht von Allen gemocht werden, so funktioniert das nicht. Leider.
Und vielleicht will ich deswegen manchmal verschwinden, weil mir immer irgendetwas schmerzhaft ins Herz fasst.
Ich weiß, ich mach es mir nicht grade leicht, ich erwarte viel zu viel von mir und bilde mir ein, dass dies auch andere tun.

Langsam fang ich an mich selbst zu langweilen, meine immer gleichen Ausreden fürs auf der Stelle laufen. Ich lass mich hinreißen und begeistern von der Leichtigkeit des Seins, bewundere Menschen, die fähig sind so zu leben und würd es so gern selber können.
Bin ich zu kompliziert oder doch zu einfach dafür gestrickt, warum mach ich mich bloß so abhängig von anderen?
Das ist mir selbst gegenüber nicht fair, ich raube mir den Lebenswert um besser dazustehen in anderen Köpfen, in denen ich allerdings niemals einen Platz hatte.
Ja willkommen in meiner absurden verdrehten Gedankenwelt, liegt ne Menge Schrott hier rum, ich werd dann mal aufräumen gehn.