Samstag, 1. Oktober 2016
Fliegen lernen
Manchmal ist es absolut nicht leicht für mich, all meine Gedanken zu ordnen und in Worte zu fassen.
Oft kommt lange nichts und dann so viel auf einmal, dass ich mich schon wieder eingeholt fühle.

Aber der Kopf ist keine Rennbahn, ich muss nicht Alles strukturieren und sortieren, in geregelte Bahnen lenken und mit der Stoppuhr und Trillerpfeife hinterherrennen.

Manchmal ist mir eher nach Schreien als nach Schreiben.

Neulich ist mir wieder eingefallen, dass zu viel und zu intensives Nachdenken ungesund ist. Dann hab ich es einfach gelassen..., naja, ich hab es zumindest versucht.
Doch beim Versuch nicht nachzudenken, hab ich darüber nachgedacht, wie ich das am besten anstelle.
Und schwupps, bin ich wieder daran gescheitert.

Egal, was solls, gesund bin ich ohnehin nicht, da macht das bisschen grübeln den Kürbis auch nicht fetter(?, ich glaub das Sprichwort ging anders, aber ich werds jetzt nicht googeln).

Als ich also so drüber nachdachte, dass ich wieder zu viel nachdenke, hab ich mir vorgenommen, wenigstens nicht mehr über all die Fragen nachzudenken, die meinen Kopf zermartern und auf die ich eh keine Antwort weiß.
Ich möchte auch nicht mehr nach Antworten suchen. Generell möchte ich nicht mehr auf die Suche gehen.
Ich möchte nur noch finden ohne zu suchen, denn dann findet man doch am meisten und oft genau das Richtige.

Ich möchte es auf mich zukommen lassen, Chancen ergreifen, ohne groß drüber nachzudenken welche Folgen es mit sich bringen könnte, was Alles Schlimmes passieren könnte, oder ob es auch wirklich das Richtige für mich ist.
Ich möchte einfach probieren, mich hineinfallen lassen und abwarten, ob ich aufgefangen werde und dabei sicher lande.

Was bringt es mir aus meinen Gehirnwindungen Knoten zu basteln und sie immer fester zu ziehen, bis sie zusammenwachsen?
Wie soll sich das je wieder lösen?
Wie soll da noch Wind dazwischen kommen?

Und ich brauch den Wind ganz dringend.
Ich brauch ihn um Fahrt aufzunehmen, um mich aus meinen schlammigen Gewässern freizuschwimmen.

Ich, die tollpatschige, kleine, hilflose Ente hat ihren Arm bzw. ihren Flügel ausgestreckt und Jemand hat dannach gegriffen.
Es hat tatsächlich Jemand meine Hand genommen, um mich hier rauszuziehen.
Jetzt liegt es an mir, ob ich die Chance ergreife oder mich flatternd und schnatternd dagegen wehre.

Ich darf nur keine Angst haben und vorallem keine Angst vor der Angst, denn ich habe festgestellt nach langer Angsterfahrung, dass es oft nichtmal die eigentliche Angst ist bzw. die "Grundangst", sondern vielmehr die Angst vor der Angst, die einen davon abhält etwas zu "wagen".
Ich will keine Angst vor der Angst haben.
Wenn sie kommt, dann kommt sie halt, dann nehm ich sie bei der Hand und geh mit ihr zusammen da durch, sie als Teil von mir und ich als Teil von ihr.

Ich bin die kleine, hässliche Ente, die sich mit all ihren Knoten im Kopf, den Dämonen um sie herum und den Gewichten an den Federn auf den steinigen, schlammigen Weg aus ihrem Sumpf macht, um die Welt zu entdecken und ein kleines Stück davon für sich zu erorbern.
Ich bin mir sicher, es wird alles andere als einfach, aber ich werde diese Chance ergreifen, ich werde fliegen und schwimmen lernen.

Bestimmt wird aus mir am Ende kein wunderschöner, eleganter, glänzender Schwan, aber ne kleine, glücklich watschelnde Ente ist doch auch schonmal was.

Ich werde mein Gewässer finde, den Ort, an dem ich ankommen darf. Und all meine Lasten, die Traurigkeit, die Einsamkeit, die tonnenschwere Angst, die Bulimie, die Zweifel, der Hass ...usw., all das werd ich unterwegs verlieren. Abwerfen und dabei leichter werden und höher fliegen.

Ich würd so gerne fliegen und die Aussicht dabei genießen. Ich will frei sein, mich frei fühlen, das Leben wieder riechen und dem frischen Duft folgen.



Vielleicht sollte ich weniger in Bildern und Geschichten denken. Mir keine Entenstorys ausdenken und erst recht nicht davon schreiben.
Vielleicht sollte ich jetzt wirklich schreien, anstatt zu schreiben:Ich komme bald, liebes Leben, warts nur ab, ich komme bald und dann tanzen wir zusammen.

Der heutige Tag war zwar Mist, sowie die ganze Woche, ich bin müde, leer und hab mein eigenes Chaos satt. Aber das macht nichts, denn meine Chance steht in Reichweite, so greifbar und so nah und wartet nur auf mich.
Ich habe Hoffnung im Herz, Rückenwind und eine helfende Hand, die nach mir greift.
Also lass mich fliegen lernen...