Samstag, 8. Oktober 2016
Let us go back
just let us go back
to simplicity




Über Feminismus, Toleranz und Selbstliebe Teil III
Ich hab wiedermal nachgedacht.
Diesmal über ein Thema, welches mich schon lange beschäftigt, ich es allerdings sehr schwierig finde, die passenden Worte dafür zu finden bzw. mich selbst erstmal dazu zu positionieren. Aber hey, genau da fängt es doch schon an.
Passende Worte? Wozu und was soll denn bitte passend sein? Ich darf ja schließlich meine Meinung so äußern, wie es mir gerade passt. Diese Worte müssen für Niemanden sonst passend sein, als allein für mich.

Deswegen sag ich es, wie es ist für mich.
Ich fühle mich benachteiligt, und das allein schon aus dem bloßen Grund eine Frau zu sein, wofür ich ja nun wirklich nichts kann.
Man kann mir vieles vorwerfen, was aus mir selbst herauskommt, aber muss ich mich tatsächlich deshalb eingeschränkt fühlen, weil ich als Mädchen auf diese Welt kam?
Ich dachte eigentlich, wir wären aus diesen Zeiten rausgewachsen, aber Entwicklung braucht wohl doch mehr Zeit, als wir zur Verfügung haben. Auch unser Gehirn stammt ja teilweise noch aus der Steinzeit.

Schade irgendwie, manchmal hab ich das Gefühl, manche sind schon weiter, andere dagegen hinken noch hinterher. Aber das macht ja nichts, so sind wir halt. Und ich weiß, dass ich hier nur über ne Kleinigkeit schreib, nicht viel damit bewirke und nicht viel verändern kann. Aber das macht auch nichts, über was, wen oder wie ich denke, schreibe, fühle ist wahrscheinlich weder richtig noch falsch, es muss auch zu nichts führen, muss auch Niemanden berühren, denn ich mach es hauptsächlich für mich selbst.

Feminismus hat nichts mit Männerhass oder ähnlichem zu tun, sondern schlicht und einfach mit Gleichberechtigung. Ja ich weiß, es wurde in den letzten Jahrzehnten schon Vieles in dieser Richtung erreicht, aber deswegen muss man ja nicht aufhören, auch weiterhin dafür einzustehen. Denn das immernoch ein Ungleichgewicht in unserer Gesellschaft herrscht, dazu muss ich eigentlich keine Stellung mehr nehmen, hoffe ich.

Ich will nicht darüber schreiben, was alles schief läuft, weder darüber, das Frauen immernoch schlechter bezahlt werden für die gleiche Arbeit und auch nicht über Sexismus. Lieber will ich drüber schreiben, wie es sein könnte und sein sollte, denn wie es ist, kriegen wir ja selber mit.

Ja, ich will mich dieser Gesellschaft anpassen wollen, was ihre Werte, ihre Gesetze und ihre Grenzen angeht. Ich will Niemandem Schaden zufügen, mich an Regeln und Rechte halten und andere Menschen nicht verurteilen.
Aber ich will auch jegliche Freiheit für mich nutzen dürfen, die mir zusteht und dabei keine Angst haben müssen.
Ich will nicht die Straßenseite wechseln müssen, um einer Gruppe Männer aus dem Weg zu gehen aus Angst vor "blöden Sprüchen".
Ich will mich anziehen dürfen, wie ich möchte und mir dann nicht anhören müssen, es sei doch meine Schuld, wenn ich auf mein Aussehen reduziert werde, dann solle ich mich halt nicht so "aufreizend" anziehen.
Nein es ist nicht mein Problem, wenn sich Jemand bei dem bloßen Anblick einer schönen Frau angemacht fühlt. Das ist dann bitteschön dem sein Problem.

Ich hatte immer schon ein Problem mit (männlicher)Dominanz. Man könnte sagen, ich bin so das typische Unterordnungs-Opfer. Mein Denken ist davon geprägt worden, es Männern (nicht nur Männern, aber dort besonders ausgeprägt und hauptsächlich) möglichst immer Recht zu machen. Ihnen zu gefallen, mich in sie hineinzuversetzen, möglichst taff, intelligent, diszipliniert, ehrgeizig zu wirken und dabei immer gut auszusehen.
Ich wollte immer in diese Rolle passen der "perfekten Frau", der "Traumfrau". Und ich will es teilweise immer noch, weil ich irgendwie darauf programmiert bin.
Dieser Druck beeinflusst, mein Verständnis davon, wie ich sein sollte oder sein müsste, um zu gefallen.

Ist es jetzt mein Fehler, dass ich auf dieses Gedankenmuster aufspringe?
Ist es die Schuld junger Mädchen, dass sie noch nicht in der Lage sind für sich selbst und ihre Rechte einzustehen, dass sie sich einfach nur Anerkennung und Wertschätzung wünschen?
Nein, das ist es nicht.
Es ist ein Problem dieser Gesellschaft, dass sie junge Menschen immernoch dahin treibt, etwas nachzurennen was nicht ihrer Persönlichkeit entspricht und auch nicht entsprechen sollte.
Ja, auch so werden zB. Essstörungen noch mehr gefördert, anstatt sie zu minimieren.
Sollte man sie nicht zur Selbstliebe motivieren anstatt zur Selbstverletzung? Sollen sie weiterhin vergeblich versuchen irgendwo "hineinpassen" zu wollen und sich dann selber hassen?
Wir sollten, alle mal kurz stehen bleiben, und umdrehen, vielleicht ein Zeichen setzen für die Vielfalt und das sie nichts Schlechtes ist, sondern sehr bereichernd.

Seid selbstbewusst, geht raus so wie ihr seid und versteckt euch nicht. Kauft euch ne ganze Torte, wenns euch glücklich macht oder setzt euch alleine in den Mc Donalds und esst 5 Cheeseburger (nicht empfehlenswert, aber okay), auch das dürft ihr und müsst euch nicht dafür verurteilen oder bestrafen.
Zieht euch an, was euch gefällt, von mir aus lasst euch operieren, wenns euch selber glücklicher macht. Tragt hohe Schuhe oder Gummistiefel, kurze Röcke oder Jogginghose, schminkt euch oder lasst es sein. Seid selbstbewusst, macht Sport oder chillt auf dem Sofa. Interessiert euch für Autos, Videospiele und Fußball oder für Balett, Shopping, Tanzen und Kunst. Ganz egal.
Bild dir ne Meinung und sprich sie aus, von mir aus wechsel sie auch mal, ist ganz egal, das darf so sein.
Liebt wen ihr wollt, küsst wen ihr wollt, arbeitet wo und als was ihr wollt. Studiert oder werdet Mutter, oder beides, werdet zum Mann oder zieht euch so an. Seid einfach ihr selbst. Geht in die Politik, seid zu dick oder zu dünn, aber fühlt euch dabei wohl in eurer Haut und bleibt gesund. Tut euch Gutes, machts euch schön, lebt euer Leben und vergesst dabei nicht, immer für euch selber einzustehen.
Leb deine Leidenschaften aus. Bau dir ein schönes Leben auf und setz dir eine Krone auf. Mal ein Bild und schenke es dir selbst, geh schaukeln oder back dir nen Kuchen aus Sand.
Appeliere an deinen Verstand, bleibe hier oder verlasse dieses Land. Geh spaziern, geh demonstriern oder verreise, setz dich für Benachteiligte ein, organisiere ein Familienfest und lerne zu verzeihn. Ganz egal was du machst, Hauptsache ist, dass du dabei lachst.

Lasst euch tätowieren oder piercen wenn ihr wollt, oder geht ins Kloster, werdet Nonne oder Polizistin aber lasst euch nicht unterdrücken.
Fahr Motorrad oder Einrad, geh klettern, mach Kampfsport oder Bodybuilding. Aber bitte nur solange es dich glücklich macht. Kämpf für dein Recht, steh dafür ein, mach dich nicht klein, auch mit 1,90m und 150kg darfst du schwach sein.
Du darfst so Vieles sein, kannst so Vieles machen und wenn andere drüber lachen, haben sie nicht verstanden, was es heißt frei zu sein.
Aber du hast es entdeckt, du hast dich nicht versteckt. Sei du, mit allem was du bist. Dich macht so viel mehr aus, als die Farben in deinem Gesicht.
Dein Körper ist nur geliehen, er wird sowieso vergehn, was zählt sind dein Geist und deine Seele.
Aber ich weiß, wie wichtig uns unsere Verpackung sein kann, wie besessen wir davon sind, sie aufzuwerten, obwohl wir eigentlich wissen, dass sie weder in ihrem Wert steigt noch sinkt, egal was damit passiert.

Löse dich von allen Erwartungen, egal ob Frau oder Mann. Auch Männer dürfen Emotionen zeigen, dürfen ganze Meere voll weinen, warum denn nicht? Sie dürfen schwach und dünn sein ohne Muskeln, dürfen pink und rosa tragen, sich schminken, Ohrringe und Glitzertops anziehen.
Trau dich, du selbst zu sein, keiner darf dir dafür böse sein. Wehr dich gegen Pöbeleien, dumme Sprüche, Sexismus und Sticheleien.
Es darf sich eigentlich Niemand das Recht rausnehmen, sich als Mensch über dich zu stellen, dich anzugreifen oder dir weh zu tun.
Sei mutig, fang was Neues an, trau dich was zu wagen, obwohl du immer Angst hattest, dabei zu versagen. Finde selber raus, was für dich richtig und wichtig ist.


Du hast nur ein Leben und kannst es gestalten wie es dir gefällt, solange es in deinen Rahmen passt, du hoffentlich gesund bleibst und Niemanden durch deinen Lebensstil Leid zufügst.
Solange ist Alles, was du tust und was du bist absolut okay.
Feiere dich selbst, tanz auf dem Tisch, oder leg dich ins Bett, kauf dir nen Goldfisch, nenn ihn Herbert oder Hubert und pass gut auf ihn auf.
Du hast so viele Möglichkeiten, vergiss das nicht. Mach dich auf die Suche nach dem, was du willst, sei ein Vorbild für die Menschen, geb dein Lachen weiter, schenk dir selbst ein Lachen und ein rießengroßes Lebkuchenherz auf dem drauf steht "Ich liebe Mich".
Und tue Niemandem weh damit.


Oh ich wünschte, ich wäre auch schon so weit, so bedacht auf mein eigenes Glück und befreit von Zwang und Sucht. Ich wünschte, ich könnt mir meine eigenen Worte auch zu Herzen nehmen und mich nicht so sehr vom alten, staubigen Denken beeinflussen lassen.
Ich wär gern unabhängig von all dem "Müssen". Aber allein darüber nachzudenken wie ich gerne wär, entfernt mich wieder von mir selbst. Ich möchte mich einsetzen, möchte einstehen, um etwas in Bewegung setzen zu können.
Es gibt sovieles was verkehrt läuft auf dieser Welt. Noch soviel Wichtigeres, soviel Größeres und soviel Grausameres. Aber ich kann die Welt nichtmal ansatzweise retten oder beschützen oder verändern, wenn ich ja nichtmal dazu in der Lage bin, mich selbst zu ändern und auf mich aufzupassen.

Entwicklung braucht Zeit...so langsam nervt mich dieser Satz, weil er mir überall und immer wieder begegnet und leider soviel Wahres an ihm dran ist.

Was kann ich schon tun, was kann ich machen, als dem ganzes Zeit zu geben und dabei weiter zu leben?
Mit all meinen Fehlern, mit all meinen Macken, mit der Angst im Rücken und dem Gefühl mich eingeschränkt zu fühlen.

Vielleicht siehts in 100 Jahren schon wieder ganz anders aus, auch wenn wir das nicht sehen werden, haben wir trotzdem jetzt schon großen Einfluss auf diese neue Zeit.

Seltsam wie sich meine Texte von einem Thema zum nächsten wandeln, nie wirklich so werden wie gedacht, trotzdem hat es wieder Spaß gemacht, ein Teil meiner Weltansicht der Welt zurückzuschenken. Jeder braucht doch Resonanz, und so geb ich auch meinen Teil dazu, mit größter Toleranz und hinterlasse meine Spurn.