Samstag, 22. Oktober 2016
Jedem Anfang wohnt ein Zauber inne
Wie du mich inspirierst
mich faszinierst
mich zum lesen und nachdenken motivierst.

Gebst mir eine Richtung.
Weitsicht anstatt Kurzsicht auf die wirklich wahren Dinge.
In mir entsteht ein Gedankenraum aus deinen Werken.
Ich lerne, ich wachse, entdecke, verstehe, erforsche
und erfasse dennoch nie das große Ganze.

Doch worum es geht
ist wahrscheinlich nur
das man weiter lebt.
Leben mit Allem was ich bin
das allein ergibt schon genug Sinn.

Ich darf sein, ich bin richtig.
Mit all meinem Tun, meinem Denken und Sein.
Und du, du inspirierst mich
deine Schriften faszinieren mich.

Danke Hermann Hesse für dein ehemaliges Sein
und das Festhalten deines Denkens bei Kerzenschein.

Stufen


Wie jede Blüte welkt und jede Jugend dem Alter weicht,

blüht jede Lebensstufe, blüht jede Weisheit auch

und jede Tugend zu ihrer Zeit

und darf nicht ewig dauern.



Es muss das Herz bei jedem Lebensrufe

bereit zum Abschied sein und Neubeginne,

um sich in Tapferkeit und ohne trauern

in andere, neue Bindungen zu geben.



Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne,

der uns beschützt und der uns hilft, zu leben.



Wir sollen heiter Raum um Raum durchschreiten,

an keinem wie an einer Heimat hängen,

der Weltgeist will nicht fesseln uns und engen,

er will uns Stufe um Stufe heben, weiten.



Kaum sind wir heimisch einem Lebenskreise

und traulich eingewohnt, so droht Erschlaffen;

Nur wer bereit zu Aufbruch ist und Reise,

mag lähmender Gewöhnung sich entraffen.



Es wird vielleicht auch noch die Todesstunde

uns neuen Räumen jung entgegen senden,

des Lebens Ruf an uns wird niemals enden...



Wohlan denn Herz, nimm Abschied und gesunde!

(Hermann Hesse)

Ich war allzu moralisch, allzu vernünftig, allzu bürgerlich gewesen!
Ein alter, ewiger Fehler, den ich hundertmal begangen und bitter bereut habe, ist mir auch diesmal wieder passiert.
Ich wollte mich einer Norm anpassen, ich wollte Forderungen erfüllen, die gar niemand an mich stellte, ich wollte etwas sein oder spielen, was ich gar nicht war.
Und so war es mir wieder einmal geschehen, daß ich mich selbst und das ganze Leben vergewaltigt hatte.
- Hermann Hesse, Kurgast

Die Welt zu durchschauen, sie zu erklären, sie zu verachten, mag großer Denker Sache sein.
Mir aber liegt einzig daran, die Welt lieben zu können, sie nicht zu verachten, sie und mich nicht zu hassen, sie und mich und alle Wesen mit Liebe und Bewunderung und Ehrfurcht betrachten zu können.
- Hermann Hesse, Siddhartha

Wer nicht am Denken leidet, den freut das Aufstehen am Morgen und das Essen und Trinken, der findet Genüge darin und will es nicht anders.
Wem aber diese Selbstverständlichkeit verlorenging, der sucht im Laufe der Tage begierig und wachsam nach den Augenblicken wahren Lebens, deren Aufblitzen beglückt und das Gefühl der Zeit samt allen Gedanken an Sinn und Ziel des Ganzen auslöscht.
- Hermann Hesse, Gertrud

Nichts auf der Welt ist dem Menschen mehr zuwider, als den Weg zu gehen, der ihn zu sich selber führt.
- Hermann Hesse, Demian


Ich bin ein Stern

Ich bin ein Stern am Firmament,
Der die Welt betrachtet, die Welt verachtet,
Und in der eignen Glut verbrennt.

Ich bin das Meer, das nächtens stürmt,
Das klagende Meer, das opferschwer
Zu alten Sünden neue türmt.

Ich bin von Eurer Welt verbannt
Vom Stolz erzogen, vom Stolz belogen,
Ich bin ein König ohne Land.

Ich bin die stumme Leidenschaft,
Im Haus ohne Herd, im Krieg ohne Schwert,
Und krank an meiner eignen Kraft.
- Hermann Hesse


Bücher

Alle Bücher dieser Welt
Bringen dir kein Glück,
Doch sie weisen dich geheim
In dich selbst zurück.

Dort ist alles, was du brauchst,
Sonne Stern und Mond,
Denn das Licht, wonach du frugst,
In dir selber wohnt.

Weisheit, die du lang gesucht
In den Bücherein,
Leuchtet jetzt aus jedem Blatt -
Denn nun ist sie dein.
- Hermann Hesse

Zum erstenmal klang die äußere Welt mit meiner innern rein zusammen - dann ist Feiertag der Seele, dann lohnt es sich zu leben.
- Hermann Hesse, Demian

Und auch das unglücklichste Leben hat seine Sonnenstunden und kleinen Glücksblumen zwischen dem Sand und Gestein.
- Hermann Hesse, Der Steppenwolf


Er erreichte sein Ziel, er wurde immer unabhängiger, niemand hatte ihm zu befehlen, nach niemandem hatte er sich zu richten, frei und allein bestimmte er über sein Tun und Lassen.
Denn jeder starke Mensch erreicht unfehlbar das, was ein wirklicher Trieb ihn suchen heißt.
Aber mitten in der erreichten Freiheit nahm Harry plötzlich wahr, daß seine Freiheit ein Tod war, daß er allein stand, daß die Welt ihn auf eine unheimliche Weise in Ruhe ließ, daß die Menschen ihn nichts mehr angingen, ja er selbst nicht, daß er in einer dünner und dünner werdenden Luft von Beziehungslosigkeit und Vereinsamung langsam erstickte.
- Hermann Hesse, Der Steppenwolf


Intensiv leben kann man nur auf Kosten des Ichs.
Der Bürger nun schätzt nichts höher als das Ich (ein nur rudimentär entwickeltes Ich allerdings).
Auf Kosten der Intensität also erreicht er die Erhaltung und Sicherheit, statt Gottbesessenheit erntet er Gewissensruhe, statt Lust Behagen, statt Freiheit Bequemlichkeit, statt tödlicher Glut eine angenehme Temperatur.
Der Bürger ist deshalb seinem Wesen nach ein Geschöpf von schwachem Lebensantrieb, ängstlich, jede Preisgabe seiner selbst fürchtend, leicht zu regieren.
Er hat darum an die Stelle der Macht die Majorität gesetzt, an die Stelle der Gewalt das Gesetz, an die Stelle der Verantwortung das Abstimmungsverfahren.
- Hermann Hesse, Der Steppenwolf

Mochte das nun hohe Weisheit sein oder einfachste Naivität: wer so dem Augenblick zu leben verstand, wer so gegenwärtig lebte und so freundlich-sorgsam jede kleine Blume am Weg, jeden kleinen spielerischen Augenblickswert zu schätzen wußte, dem konnte das Leben nichts anhaben.
- Hermann Hesse, Der Steppenwolf

Sind denn Ideale zum Erreichen da?
Leben wir denn, wir Menschen, um den Tod abzuschaffen?
Nein, wir leben, um ihn zu fürchten und dann wieder zu lieben, und gerade seinetwegen glüht das bißchen Leben manchmal eine Stunde lang so schön.
- Hermann Hesse, Der Steppenwolf

Ich fühle die Einsamkeit wie einen gefrorenen See um mich her, ich fühle die Schande und Torheit dieses Lebens, ich fühle den Schmerz um die verlorene Jugend grimmig flammen.
Es tut weh, freilich, aber es ist doch Schmerz, es ist doch Scham, es ist doch Qual, es ist doch Leben, Denken, Bewußtsein.
- Hermann Hesse, Taedium vitae