Kaltes Herz
Starkes Organ,
ich verfalle deinem Wahn.
Dein Schlag,
100 000 Mal am Tag.
Du schlugst ganz tief,
während ich einsame Träume durchlief,
schlägst du unaufhörlich, massiv.
In des Mutters Brust,
schlägt das kalte Herz.
Als gäb es auf Erden kein Verlust
und auch kein Funken Schmerz.
Sieht dem Kind in dessen große Augen,
hungrige, gierige Augen,
wollen jegliche Zuwendung aufsaugen.
Voller Sehnsucht nach Vertrauen,
suchen sie ein Fundament um sich aufzubauen.
Doch sie wird nicht getroffen,
als wäre sie in des Kindes überschwänglicher Liebe nicht ersoffen.
Sie wird nicht berührt,
als wäre sie von unmenschlichen Wesen geführt.
Als truge sie Dämonen und Bitterkeit in sich,
die bisher jeglicher Form von Liebe entwich.
Des Kindes stummer Schrei bei Nacht,
als es fröstelnd von der Herzenskälte schreckhaft erwacht.
Das Kinderherz, es gibt und verlangt,
dabei um fehlende Berührung und Nähe bangt.
Wie werde ich erreichen?
Wie setze ich ein Zeichen,
dem kalten Herze zu entweichen?
Sodass es fähig ist, mir wieder etwas Wärme zu reichen.
Warum hast du dich in Kälte verlorn?
Weshalb werden all deine Blüten verdorrn?
Neue Knospen wurden gebor'n,
doch des fehlenden Herzens Begierde,
erlöscht dessen aufkeimende Wachstumszierde.
Kam nie ein Lob über schmale, blasse Lippen.
Kein austrinken lassen, nur ein wenig nippen.
Da war kein vor Freude ausflippen
und kein gewagter Sprung über des Kindes Angst- und Sehnsuchtsklippen.
Immer durstig, immer dürftig zurückgelassen.
Wie leere Pfandflaschen an Supermarktskassen.
Und des Kindes Schrei erlischt bei Zeiten.
Es flieht in ferne Weiten.
Geht auf Suche nach and'ren Anschlussmöglichkeiten.
Doch ewiglich still, wird Leere es begleiten.
Was du nicht hattest auf deinen frühen ersten Wegen,
das musst du dir jetzt selber geben.
Oder zumindest selbst, nach dessen Finden streben.
Zurück bleibt jedoch für immer eine Lücke,
wenn du Glück hast, tuts nur ein bisschen weh,
so wie der Stich einer Mücke.
Doch fehlen dir noch weitere Stücke
und um dich zu halten die nötige Krücke,
wird es dich zerbrechen.-
Dein eig'nes Herz kann dir keine Stärke und kein Halten mehr versprechen.
Doch der Frühling bringt uns neue Wärme.
Über den blauen, vom Sonnenlicht erstrahlten Himmel, ziehen wieder Vogelschwärme.
Um sich niederzulassen und zu paaren,
denn auch sie möchten nicht an Liebe sparen.
Und an den Bäumen wachsen wieder frische Knospen an neuen Zweigen.
Prächtige Blütenblätter werden aufsteigen,
dir die vollkommene Schönheit des Planeten zeigen.
Und du gehörst doch auch dazu,
doch mit dieser Wunde in dir, die offen bleibt,
kommst du noch nicht zur Seelenruh.
Sie blutet und schweigt,
über des eignen Leid.
Doch sieh dir all die Vögel an
und lausche deren melodischem Gesang.
Wie sie fliegen, singen
und sich verlieben.
Sei dir sicher, bald bist auch du dran.
Du kehrst Heim, auf Besuch.
Verschenkst Blumen, Kuchen und ein gutes Buch.
Auf einen neuen Versuch.
"Alles Gute zum Geburtstag,
bin gekommen, weil ich dich gerne mag."
Hast ihr lächelnd dein Geschenk und deine Hand gegeben.
Sie sieht dich an- ihr Blick ist ganz verlegen.
Wie sie da im Türrahmen steht,
mit ihrem kalt erstarrtem Herz in der Brust
und nicht versteht, um was es dir hier wirklich geht.
raupenimmersatt am 28. Oktober 16
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Gefühle
Eines, was uns Menschen am meisten interessiert und fasziniert sind Emotionen/Gefühle.
Ja, große Gefühle können uns beeindrucken,
wir sehen gerne Menschen beim quallvoll, bitterem Leiden auf der Leinwand zu.
Wir schaun uns an, wie dieser Mensch daran zebricht und in sich hineinsackt, wie er in eine abgrundtief, pechschwarze Trauer verfällt über den Verlust einer großen Liebe. Er trauert so zermarternd, weil ihm verloren ging, was ihm am Wertvollsten erschien.
Warum fasziniert uns diese Welt der Gefühle so sehr? Und warum versuchen wir sie dennoch so gut es geht zu verstecken, rauszuhalten und beschäftigen uns den Großteil des Tages mit rationellen Dingen, streben Nüchternheit und Sachlichkeit an, ohne persönlichen Einfluss?
Professionalität...ja schön, aber wo bleibt die Menschlichkeit dabei?
Gefühlswelten sind magisch, sie brechen einfach aus Strukturen aus, sind dazu in der Lage, uns absolut den Halt verlieren zu lassen, ziehen uns den Boden unter den Füßen weg oder lassen unser Herz wie einen Flummi springen und Schmertterling im Bauch fliegen und dabei in Chören singen.
Sie können uns zu überdimensionaler Kraft verhelfen, erwecken Stärke oder Schwäche in uns.
Ja , erst Gefühle machen uns wirklich menschlich und dadurch geheimnisvoll und unvohersehbar und grenzen uns von jeglichen künstlichen Intelligenzen ab.
Wir versuchen dennoch leider viel zu oft zu verbergen, decken sie ab mit Abdeckstift und Make-up und sperren sie ein, spülen sie dann Abends bei einer Flasche Wein runter in der Hoffnung, sie stoßen uns nicht all zu säuerlich wieder auf.
Gefühle machen uns vielleicht ab und zu schwach, aber kaum etwas ist doch lebendiger als menschliche Schwäche, das Abkommen von Normen und Leitlinien und das Zusammenkommen von Menschen in schwierigen Zeiten.
Gefühle schaffen Verbindungen, aber sowas von. Nichts verbindet stärker als gemeinsam gelebte Gefühle.
Und kaum etwas macht uns empfänglicher für unsere Aufmerksamkeit, als Abnormen, das Ablegen von Formeln und Struktur, das mal plötzlich total aus der Reihe zu treten, aufgrund eines unsichtbaren inneren Zustandes, eines Gefühls, das plötzlich auftaucht.
Unendliche Dankbarkeit und eine herzenswarme bedingungslose Liebe empfinden wir und ertrinken darin, wenn uns zum Beispiel ein Kind geboren wird.
Es ist ein wahres Privileg einem Menschen neues Leben schenken zu können (vorrausgesetzt man betrachtet das Leben auch selbst als Geschenk) und einen Menschen so sehr lieben zu dürfen.
Jemanden zu haben und zu kennen, für den du bereit bist, dich jederzeit für ihn aufzuopfern und den Kopf für ihn hinzuhalten.
Für dein Kind schmeißt du dich vor den Zug, damit er es nicht erwischt und du ziehst in den Kampf gegen Riesen für dein Kind.
Du bist glücklich, wenn er oder sie glücklich ist, ganz egal wie mies es dir selbst grad geht, wenn dich dein Kind ansieht und dir ein flüchtiges Lächeln schenkt, kann es schon viel auslösen, den schlechtesten Tag retten oder deine Welt wieder gradebiegen.
In der Passion aufzugehn, einem jungen Geschöpf den steinigen Weg zu ebnen und es in das Leben mit all dem Schmerz hineinleben zulassen, es dabei mit einem Schutz zu umgeben, sodass es sich nicht daran sticht und sich sicher sein kann einen Fluchtpunkt zu haben, falls es doch mal anschwillt, juckt oder weh tut, ist eine wahre Bereicherung, auch für das eigene Leben.
Diese Art von Liebe ist voller Hingabe und Aufopferungsbereitschaft.
Ja, ich kann mir gut vorstellen, dass diese große Liebe zum eigenen Kind wahrlich oft eine ganz besonders tiefe ist und jedes weitere Gefühl, dass aus ihr entsteht, dargestellt, festgehalten und beschrieben wird, ist für jeden Vater oder Mutter so nachvollziehbar, weil dieses Wesen und das Gefühl welches ihm entgegengebracht wird, permanent mit dem Herzen ganz tief drin im Takt schlägt.
Wir wollen einander austauschen, wollen feststellen, dass es auch anderen so geht wie uns.
Wir sind Rudeltiere, müssen berichten von unseren Empfindungen, brauchen den Austausch, brauchen das Zusammensein, brauchen Empathie, denn sie tut gut auf beiden Seiten und in jeglichen Weiten.
Wenn wir nachempfinden, wenn wir verstehen und nachvollziehen können, gibt uns das wiederrum auch Einblicke zurück in uns selbst und lässt uns erkennen, wer wir sind.
Führt uns letzendlich zu mehr geistigem und emotionalem Reichtum und Wachstum .
Ja, wir sollten aufhören zu verstecken, wir sollten viel mehr und öfters aus uns ausbrechen, uns auf links drehen und dabei verletzlich werden.
Auch wenn es ausgenutzt wird, und darauf eingestochen.
Den Schmerz, den du dann spürst lehrt dich auch das Innenleben deiner Gefühle zu bewahren und sie als einen in uns tragenden Schatz zu sehen.
Heißt aber nicht, sie weiterhin zu verbergen.
Denn Angriffsfläche zu bieten und dann aber festzustellen, dass anstatt Angriffe vielmehr Ermutigung, Vertrauen, Akzeptanz, Respekt, Lob, Trost oder Zusprache und ein sich Mitfreuen zurückkommt, ist doch eine absolut ausfüllende Bereicherung für das eigene Sein, und fördert die Möglichkeit, besser in Kontakt treten zu können, sowohl ich mit mir selbst, als auch mit anderen.
Doch was mich des öfteren hindert am eigenen fühlen, ist meine Unfähigkeit sie wahrzunehmen, zu verstehen, ihnen Platz zu geben und sie mir nicht zu verbieten.
Denn:
Gefühle zu fühlen fordert viel Gefühl für's eigene Gefühl...
Und so bleib ich ab und an eine kleine Gefühlslegasthenikerin, die mit all diesen verwirrenden inneren Zuständen, nicht weiß wo sie hin soll.
raupenimmersatt am 28. Oktober 16
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