Montag, 18. April 2016
Ganz okay
16 Wochen Klinikaufenthalt hinter mir und ich bin stärker geworden, bin an mir selbst gewachsen, musste einsehen, dass ein langer Weg vor mir liegt, dass Gewohnheiten und antrainierte Strategien um das Leben irgendwie zu meistern, nicht so schnell verschwinden wollen/können.
Entwicklung braucht Zeit, Gesund werden braucht Zeit.
Ich hab gelitten, geweint, gelacht, war hoffnungsvoll und zugleich hoffnungslos. Ich habe weiterhin gekotzt, zu viel gegessen oder zu wenig gegessen, es aber immerhin eine ganze Weile geschafft regelmäßig "normal" zu essen.
Ich hab gezweifelt, mich selbst verletzt, mich kaum ertragen, mit mir gekämpft, mich nur kurz akzeptiert. Ich hab abgenommen, zugenommen und wieder abgenommen. Ein ständiger Kampf mit und in mir.
Hab mich versucht auszudrücken, mich versucht zu erklären, mich versucht zu verstehen, mich versucht zu finden und mich dann wieder verloren.
"Ganz okay" war meine Standardantwort auf die Frage wie es mir geht.

Ich hab gelernt, ich hab geschwiegen, wahr ehrlich und hab trotzdem gelogen, hab mich vor mir selbst versteckt und bin weggerannt.
Ich hab mich verliebt und wieder entliebt und hatte viel zu viel Angst mich meiner Angst zu stellen.
Das waren meine ersten Monate des Jahres 2016, Dezember bis April.

Und jetzt steh ich hier, hab mich verändert, äußerlich und innerlich und fühl mich schlecht.
Mit verschwommenem Blick zwar immer noch nach vorne hoffend, aber mich selbst wiedermal komplett verloren.
Und ich muss einsehen, dass alles nicht so einfach ist wie ich dachte.
Dass man nicht immer positiv denken kann, dass Alles manchmal furchtbar anstrengend ist und mir manchmal die Luft ausgeht.
Dass ich manchmal viel zu naiv bin und wie ein rebellierender und pubertierender Teenager gegen jede Wand renne, die ich mir selbst aufgestellt habe. Dabei müsste ich doch reifer sein, müsste es doch besser wissen, müsste doch aus Fehlern lernen?

Ab und zu fall ich wieder in meine alt bekannten Löcher, in denen alles schwarz ist, und ich denke, dass das das Ende ist, dann steht mir die Verzweiflung wieder ins Gesicht geschrieben und nichts bewegt sich, alles steht still. Doch es steht niemals still, es läuft immer weiter. Die Zeit läuft und ich laufe mit ihr und wenn ich nicht selbst laufen kann, dann schiebt sie mich. Sie wird mich sowieso überholen irgendwann.
Aber jetzt bin ich noch da, das ist mein Zeitfenster, hab versucht es so auszuschmücken wie es mir gefällt, richtig gefallen tut es mir allerdings nie.
Was solls...ich nehm was ich kriegen kann, lauf weiterhin gegen Mauern, stürze und steh dann wieder auf. Hab blutige Knie, Schrammen und Narben überall, doch wer hat die nicht?

Irgendwie wirds schon okay sein auch mal nicht okay zu sein. Und irgendwie muss ich weiter kämpfen, gegen mich oder mit mir. Und die Angst gehört dazu und ist im Prozess des Gesundwerdens und des Erwachsen- und Selbstständigwerdens mit inbegriffen. Eine schwierige Zeit halt, ich frag mich nur wann sie mal leicht wird und ob sie das jemals war. Aber Niemand hat gesagt das Leben sei leicht und so nehm ich weiter was ich kriegen kann auch wenns zu wenig ist und mein hungriges Herz niemals satt wird.
Es ist okay nicht okay zu sein.
Doch jetzt in diesem Augenblick ist Alles grade "ganz okay".



Mittwoch, 23. Dezember 2015
Leere
Wie kann Leere zur Last werden, wenn es doch Nichts ist?

Wie beschreibt man etwas, das sich durch seine Abwesenheit auszeichnet?

Es ist so ungreifbar und trotzdem ist es da.
Gefüllt mit Leere. So voll von Etwas und dennoch so leer.

Ich verschwinde in Leere.
Leere in mir, Leere im Spiegel.
Zersplittert, voller Angst ...
stehen wir am Abgrund.

Das Herz rast und zerbricht am Verlust.
Ich und meine Geister springen, zerfallen zu Staub und ich steige empor wie Phoenix aus der Asche.

Befreit von der Last der Leere.



Freitag, 4. Dezember 2015
Wachstumsschmerzen
Jedes Hinderniss, jede Hürde, jeder unüberwindbare Schritt, jede Angst, jeder Zweifel, jeder Schatten lassen mich wachsen.

Ich habe Schmerzen bei jedem Schritt, den ich nach vorne gehe. Die Versuchung wieder zurückzutreten ist allerdings groß, denn das erscheint mir so viel einfacher, problemloser, angenehmer und anspruchsloser.

Aber ich will mich nicht mehr vom falschen Wind mitreißen lassen, denn ich weiß, dass es mir schaden wird, auch wenn es in Momenten der Schwäche verlockend ist mich nur mitreißen zu lassen.
Aber lasse ich mich mitreißen, dann wehe ich weg und mich wird es immer weniger geben. Auch wenn es im ersten Augenblick wie eine Euphorie erscheint, ist es doch nur ein billiger Trick um mich runter zu drücken und auszulöschen. Denn letzten Endes wird bestimmt nicht mehr viel von mir übrig sein.

Also stelle ich mich dem Gegenwind, naja zumindest versuch ich es.
Doch jeder Zentimenter kostet Kraft und tut weh.

Über mich hinaus wachsen, jeden Tag ein bisschen größer werden, das ist, was ich will und was mein Ziel sein sollte.
Doch wachsen schmerzt und Schmerzen sind meistens ein Symptom von Krankheiten aber sie können auch ein Symptom von Heilung sein.
Und wenn ich erstmal groß genug bin, dann lassen sie nach.
Bis dahin gilt es aushalten und wachsen bis ich die Sonne wieder berühre und die schöne Aussicht genießen kann.