Myself went missing
Ich soll das Leben doch nicht so ernst nehmen,
mich selbst nicht so ernst nehmen, sagst du mir.
Du bist so unglaublich gut im Ratschläge, Tipps und Lebensweisheiten weitergeben und ich bin so unglaublich gut darin, sie zu ignorieren oder festzustellen, dass ich auch diesen Spruch schon kannte, und schon oft genug an dessen Umsetzung gescheitert bin.
Ja, ich hab schon wirklich vieles probiert, und über vieles nachgedacht, ich ziehe Alles in Betracht und schließe Nichts aus, aber ich mag es nicht, wenn du dich wiederholst oder wenn du glaubst, du hättest die Lösung, geklaute Philosophien als deine eigenen Erkenntnisse ausgibst, und mir diese versuchst aufzuschwätzen, dabei so so tust, als hätte diesen Gedankengang niemals Jemand zuvor gedacht.
Naja was solls, ich kann mich über ziemlich viel aufregen, ich kann ziemlich kritisch sein, ich mag die Worte „einfach“ und „leicht“ nicht, weil für mich einfach und leicht bisher immer am schwersten waren.
Und ich frag mich, wie du dir das vorgestellt hast, das Leben nicht zu ernst zu nehmen. Ich denk drüber nach, und frage mich, wie ich etwas nicht ernst nehmen soll, an dem meine ganze Existenz hängt?
Wie soll ich es nicht ernst nehmen, wenn es die einzige Sache ist, auf die ich aufpassen muss, damit ich sie nicht zu früh verlier, denn einen Ersatz gibt es dafür nicht?
Und wie soll ich es nicht ernst nehmen, wenn es mir so weh tut? Wie soll ich diese Schmerzen nicht ernst nehmen, sie ignorieren, wie soll ich darüber lachen, wie soll ich aus Schwere Leichtigkeit machen?
Ich weiß nicht, wie das gehn soll.
Und ich für meinen Teil leb zum ersten Mal und ich glaube das tust du auch, also woher sollen wir wissen, wie das funktioniert, wir sind ja schließlich nicht geübt darin?
Wir merken und wir wissen nur durch Erlebnisse, Erfahrungen und Beobachtungen, dass das Alles was du jetzt grad noch siehst, hörst oder fühlst, in der nächsten Sekunde für dich schon vorbei sein kann, das Alles was wir sind und was um uns herum ist, endlich und nicht selbstverständlich ist.
Doch das Leben tut weh, selbst wenn wir es zu schätzen wissen.
Ich weiß nicht wie man Schmerz nicht ernst nehmen kann?
Ich nehme ihn ernst, denn ich will das er aufhört.
Mit Sicherheit ist es wichtig, über sich selbst lachen zu können, mit Sicherheit ist es gesünder, unwichtige Dinge von Wichtigen unterscheiden zu können und an den eigenen Wertevorstellungen zu arbeiten.
Aber einfach ist das allemale nicht, denn diese Welt ist ganz schön verdreht. Hier bedeutet es nämlich, dass du mehr bist, je weniger du bist und hier geht es viel zu oft um deine Leistung, dein Geld, dein Besitz, dein Aussehen, deine Intelligenz. Das ist verwirrend, das passt einfach nicht, das macht mich krank.
Und ich hab so viel Sehnsucht in mir. Ich hab Fern- und Heimweh zur gleichen Zeit, denn ich will nicht in die Weite ohne die Nähe mitzunehmen.
Ich möchte nicht nur irgendwo hin weg, ich möchte auch irgendwo endlich ankommen.
Es tat einmal zu viel weh, ich brach einmal zuviel ein.
Hab einmal zu viel und einmal zu lange nachgedacht.
Einmal zu viel geliebt, einmal zuviel gefühlt, einmal hat es zuviel geschmerzt, einmal hab ich zuviel vermisst.
Und ich laufe, ich laufe vorbei am puren Leben, in den menschbefüllten Gassen, auf der Straße, in den Cafes, vor den Eisdielen, im Park oder Schwimmbad.
Ich laufe vorbei und fühl mich tot dabei.
Und ich zerfrage mich einmal zu viel.
Und ich belad mich einmal zu viel mit all der Last und all dem Dreck.
Ich bin einmal zu oft gefallen und einmal zu viel ganz unglücklich gelandet, dabei einmal zu viel zerbrochen.
Mich selbst einmal zu viel gehasst, den Tag einmal zu viel nicht genutzt.
Einmal zuviel Angst gehabt.
Und Jetzt?
Jetzt hab ich einmal zuviel wieder über das "einmal zu viel" nachgedacht und mich darin einmal zuviel verloren.
raupenimmersatt am 21. Juli 16
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Meine Regenwolke
Es gibt da diese rießengroße, schwarze Regenwolke direkt über mir. Nicht so eine, nach der man sich sehnt an heißen Sommertagen, nein, ich meine keine Sommergewitterwolke, die vorhersehbar war, die erfrischend ist, abkühlend und alles wachsen lässt. Ich meine diese fiesen, dunklen Regenwolken, die den Himmel noch grauer machen, als er eh schon ist, sein schönes blau einfach überdecken und ein eklig kalten, schweren Sturmregen auf dich niederströmen lassen. Diese Art von Regen, die dich in kurzer Zeit komplett durchnässt hat, dicke Tropfen in rasender Geschwindigkeit von oben, unten, vorne , hinten, rechts und links, und mit ihm kommt die Flut, in der ich drohe zu ertrinken.
Und sie ist schon etwas länger da, diese Regenwolke, begleitet mich, leistet mir Gesellschaft und bringt mich fast täglich zum verzweifeln.
Denn ich frag mich immer wieder, warum es in mein Leben reinregnet, während in anderen die Sonne scheint.
Irgendwie scheint es nicht ganz dicht zu sein? Vielleicht bin ich nicht ganz dicht?
Ich frag mich, wann das endlich aufhören wird, wie lange das noch so weitergehen soll.
Ich zerdenke mich, bei all den Fragen in mir.
Ich bin so gut im Zeit verplempern, so gut im Warten, so gut im drüber nachdenken, so gut im Pläne schmieden, um sie dann wieder über den Haufen zu werfen.
Ich bin viel zu gut im Aushalten und Ertragen, was eigentlich schlecht für mich ist.
Ich wünschte ich wäre auch gut im Tun, nicht nur darin, darüber nachzudenken etwas zu tun.
Ich bin immer nur gut in Theorie und niemals in Praxis. Ich kann mich ganz wunderbar in meiner Gedankenwelt verlieren und vergesse dabei, dass die Welt da draußen nicht aus Gedanken besteht, sondern aus Taten. Und wenn ich daran teilnehmen will, muss ich hier raus, dann muss ich was tun, ich muss angreifen, Flucht nach vorn, Flucht vor der Flut und meiner Wolke.
Doch ich bleibe hier im Regen stehen, ab und zu bau ich mir nen Regenschirm, und wenn der Wind ihn mit sich reißt, dann bleib ich trotzdem stehen, auch ohne Schutz und Sicherheit. Denn ich kann mich doch nicht hier fortbewegen, bin nur gut in Theorie und niemals in der Praxis. Praktisch für das Leben nicht geschaffen.
Ich leg mich wieder hin, fang wieder an mich zu zerdenken, treib hinfort mit der Flut und gehe unter.
Vielleicht kann mir ja irgendwann Jemand aus seinem sonnigen Leben ein Rettungsboot schicken. Bis dahin bleib ich ganz aktiv in meiner Passivität, unter meiner Regenwolke.
raupenimmersatt am 14. Juli 16
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Eure Worte, meine Worte
Und dann zückt ihr eure Schwerter ein weiteres Mal und sticht auf mich ein, als wäre es ganz selbstverständlich und das, obwohl ich schon am Boden liege.
Eure Schwerter sind eure Worte und ich kann mich nicht wehren, weil meine Worte stumm bleiben.
Es jagt mir Angst ein, so viele Dinge jagen mir unendlich viel Angst ein. Nichts ist schlimmer als diese tiefe, erschreckende Angst. Wenn ich könnte, würde ich einfach davonlaufen, von diesem Gefühl. Doch es klebt an mir, unlösbar, untrennbar.
Worte zwischen uns könnten viel bewegen, doch sie werden nicht gesprochen, aus Angst. Die Angst steht neben mir und verbietet mir den Mund, denn sie weiß ganz genau, dass meine Tränen meinen ausgesprochenen Worten nicht standhalten können, wenn ich vor euch stehe.
Ich sage manchmal lange Nichts, manchmal nur ganz wenig, Vieles garnicht ernst gemeint oder unüberlegt oder ironisch. Ich bereue hinterher oft was ich gesagt habe und noch viel öfter was ich nicht gesagt habe. Ja ich brauch noch Übung darin, mich so ausdrücken zu können, wie ich es gerne wollen und können würde.
Irgendwie ein bisschen reifer, gepflegter, höfflicher, humorvoller, anständiger und vor allem auf eine Art und Weise, bei der man garnicht mehr weghören möchte und gespannt ist auf jedes weitere Wort, weil es soviel Sinn ergibt, so in sich selbst stimmig und mit jedem Nachbarwort einen perfekt sauber abgeschliffenen, reinen Satz ergibt, der von wahnsinnig viel Denkkraft und Intelligenz zeugt. Ja, die Fähigkeit so sprechen und argumentieren zu können, würde ich liebend gern beherrschen.
Doch so bin ich nicht, ich denk zu wenig nach, sprech zu schnell und finde die Worte nicht.
Ich will mich euch mitteilen können. Ich will sagen können, dass mir eure Worte manchmal wehtun, wie Messerstiche direkt ins Herz. Ich will mich wehren können, will mir ein Schutzschild erschaffen, an dem jeder Angriff abprallt.
Wörter haben eine enorme Gewalt und ich will mir diese zu Nutzen machen können, ich will mich mit schönen Worten gegen hässliche Worte wehren können.
raupenimmersatt am 12. Juli 16
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