Verwirrungen
Ich frag mich immer mehr, ob ich überhaupt in diese Welt passen will, ob ich dazugehören möchte zu der Spezies Mensch, die so grauenvolle und unverständliche Dinge tut.
In dieser Welt, die dafür missbraucht wird von diesen kranken Köpfe, den hasserfüllten Taten, und absurden Streitereien, Diskussionen, Kollisionen, Regeln, Idealen und verschobenen Werten.
Ich weiß nicht, ob ich dazugehören will, aber so wie es aussieht, habe ich keine andere Wahl.
Ich bin noch jung und ich möchte leben aber dabei irgendeine Art des Lebensstils für mich führen, mit dem ich mich irgendwie davon abgrenzen kann.

Vielleicht ist das falsch und es ist viel besser sich einzumischen, seine Stimme einzusetzen für Gerechtigkeit, zu protestieren, für die Gesellschaft, den Frieden und die Liebe untereinander einsetzen.
Aber wieso muss man für etwas kämpfen was eigentlich selbstverständlich ist, warum bringt es so viel Lob wenn Jemand Dinge ausspricht, die eigentlich jeder in seinem Herzen tragen sollte?

Wir sind doch Alle nicht allein auf dieser Welt, wir müssen sie teilen, füreinander einstehen, Kompromisse eingehen, Andersartigkeiten akzeptieren, uns auf die Stufe des Schwächsten stellen, uns über keinen anderen Menschen erheben, andere Meinungen respektieren, leben und leben lassen, verzeihen, Konflikte meiden und sich in Empathie üben.

Für einander einstehen ist wichtig, Jeder für Jeden anstatt Jeder gegen Jeden.
Allerdings fällt mir auf, dass Viele zu Einzelkämpfern werden und nur noch auf die Masse angewiesen sind um Lob und Anerkennung zu bekommen, aber ansonsten brauchen wir vielleicht Alle doch nur uns selbst.
Unsere Besitztümer, unsere Erfolge, unsere Körper, unseren Lifestyle.
"Ich bin besser als du weil ich morgens Haferflocken anstatt Nutellatoast esse außerdem lebe ich vegan, das ist gut für die Umwelt, die Tiere und so und ich verzichte auf ein Auto, mache täglich Sport und viele bewundern mich für meine "gains" und "abs", mein sixpack, "my shred body" oder "my big boody" und überhaupt, wie ich es schaffe mich zu motivieren und wie ich es geschafft habe vom Moppelchen zur schlanken Powerfrau zu werden." usw...
Ich kanns nicht mehr hören oder lesen diese unfassbar große Oberflächlichkeit in den sozialen Netzwerken, die Moralapostel, die ein schlechtes Gewissen bei anderen verbreiten, indem sie von ihrem ach so tollem Lifestyle erzählen oder wie sie es geschafft haben, aus ihrer Essstörung rauszukommen, ja ist ja schön und gut, dass es scheinbar so einfach ist, etwas mehr Selbstliebe und eine Ernährungsumstellung und das Problem ist gelöst.
Für manche wirkt das vielleicht motivierend zu sehen, dass andere es so oder so geschafft haben, für mich eher frustrierend, weil es eben nicht für Jeden so funktionieren kann und da oftmals schon etwas mehr dahinter steckt. Das Problem muss quasi an der Wurzel gepackt werden und nicht nur nach Außen hin versteckt werden können.
Wenn das also mal so einfach wäre, naja ich will ja nichts gegen diejenigen sagen, für die es scheinbar der richtige Weg war, es freut mich ja auch für sie.

Aber mich lässt es auch ein bisschen verwirrt zurück, natürlich fragt man sich als junger Mensch warum man das selbst nicht so einfach hinbekommt und was überhaupt das Ziel sein sollte, bei der Menge an Ratschlägen und Plänen usw.
Und man bzw. Ich vergesse dabei oft bei mir zu bleiben, falls ich überhaupt schon weiß, wer ich bin und was ich will.
Ich werde überflutet von Reizen und Eindrücken in dieser Zeit. Weiß kaum noch wo hinten und vorne ist und erst recht nicht wo mein Weg mich hinführen könnte und welcher der Richtige ist.
Es verwirrt mich zu tiefst, ich muss ja fast schon Angst haben, dass ich richtig mit falsch verwechsel und alles was ich will, ist eigentlich nur mal ein bisschen mehr zu mir selbst zu finden, und nicht einem Trend hinterherzulaufen.
Allerdings erscheint es mir fast schon unmöglich bei dieser Flut, bei diesem Gedränge in der Welt, bei den Schreien und den absurdesten Nachrichten, einen Weg nur für mich zu finden der mir gut tut und auf dem ich mich wohlfühlen kann für die lange Zeit die noch vor mir liegt, damit ich ein langes schönes Leben führen kann, mit der richtigen Balance zwischen einmischen und Klappe halten.

Wie gesagt leben und leben lassen sollte meiner Meinung nach oberstes Gebot sein, denn es umfasst so viele Rechte und auch Grenzen, die wichtig und richtig sind.
Ich möchte nicht urteilen über anderes Leben, denn das steht mir nicht zu.
Der Neid nimmt meiner Meinung nach immer mehr zu, sowie die Sucht nach Anerkennung, vielleicht gehen wir bald alle darin unter.
Ich denke, dass Jeder ein bisschen mehr bei sich bleiben sollte, etwas mehr dafür sorgen, dass man zuerst vor der eigenen Haustür kehrt, bevor man andere für deren Dreck verurteilt.
Klar einfach ist das bestimmt nicht immer , aber ich denke wir sollten öfters mal anstatt anderes Leben zu bewundern, anfangen, unser eigenes zu führen, in dem Radius der uns zusteht, es füllen mit Dingen und Menschen, die uns gut tun und unsere eigene Mitte finden, vielleicht auch öfters mal achtsamer sein, hinterfragen und sich auch mal distanzieren, bevor einem der Kopf noch platzt mal Ruhe einkehren lassen, abschalten das Außen und das Innen und leben, so wie man möchte.

Ich hab schließlich keine andere Wahl und ich gehör nunmal dazu, zu was auch immer, also heißt es für mich auszuprobieren, bis es sich für mich richtig und stimmig anfühlt, mich dann dort niederzulassen, die Beine baumeln zu lassen und den Rest an mir vorbeiziehen lassen. Einsehen, dass ich nicht ändern kann, was sich nicht ändern lassen will aber auch mutig sein und mich für Dinge einsetzen, die sich sehr wohl zum Guten ändern lassen. Doch zuerst muss ich bei mir selbst anfangen.

Wir haben alle ein bisschen "Ich will die Welt retten" in uns.
aber es ist auch okay, wenn du erstmal nur einen Menschen rettest.
Und es ist okay, wenn dieser Mensch du selbst bist.




herr klimlof am 16.Jun 16  |  Permalink
Richtig&Falsch können nur verwechselt werden, wenn das Leben sich dermaßen wirr darstellt, wie es aktuell leider der Fall ist. Zumindest in unserer mit ständigem Medien-output garnierten Technikwelt.
Wer soll da noch durchsteigen? Und wer diese Frage mit "Ich, ich steig durch." beantwortet, hat mit großer Wahrscheinlichkeit die Frage falsch verstanden.

Doch wie oft kommt es vor, dass ein durchgeführter Plan, der vor seiner Durchführung noch gut&richtig war, nach seiner Vollendung als schlecht&falsch bewertet werden muss. Ist das nicht fast die Regel, dass es so läuft? Und wenn man das ahnt, dann tut's auch nicht mehr weh, sondern kann sogar zur Humorgrundlage werden oder neue Erkenntnisse triggern.

Aus meiner Sicht bist du ziemlich klar vor. Hochgradig reflektiert mit realistischen Erwartungshaltungen. Zu dieser Einschätzung bringt mich auch deine Schilderung des Phänomens Bulimie.
Wow, das macht fast den Eindruck, als würdest du über den Werkzeugcharakter, den du ihr beimisst, zu deutlich intensiverem Lebensgefühl im Stande sein, als es mit Blockbustern, Internetschnäppchen oder (Anti)Sozialen Netzwerken möglich ist. Hut ab dafür!

LG

raupenimmersatt am 16.Jun 16  |  Permalink
hm, irgendwas würd ich gerne dazu schreiben aber die Verwirrungen meiner Gedanken lassen grade wieder keine Klarheit zu und da entgleitet mir manchmal die Fähigkeit all das in Worte in zu fassen was sich in meinem Kopf so rumtummelt obwohl ich denke, dass es das mit Sichereheit wert wäre niedergeschrieben zu werden, aber eben weil es so viel ist und ziemlich verknotet, lass ich es dann sicherheitshalber lieber.

Achso, danke erstmal.
Ich muss grad über den Satz mit dem intensivem Lebensgefühl nachdenken, überhaupt erstmal der Begriff Lebensgefühl, finde ich gar nicht so einfach zu definieren. Aber im Grunde ist es auf jeden Fall Etwas was Jeder anstreben sollte, das Gefühl zu haben am Leben zu sein, es zu spüren mit Hochs und Tiefs, sich wirklich in jeder abgründigen Tiefe wälzen können, den Schmerz quasi manchmal einfach nur so in sich aufzusaugen, dann aber auch die guten Momente/Zeiten zu zelebrieren und das Glück, sobald man es erkannt hat und es einem, wenn auch nur sehr selten mal begegnet, zu schätzen weiß und sich ebenfalls darin mit mindestens genauso viel Hingabe hineinfallen lässt. Das beschreibt ein intensives Lebensgefühl für mich, also quasi jegliches Gefühl des Lebens, welches man in der Lage ist zu fühlen, zu zelebrieren, es totzufühlen bis man genug davon hat und dann kommt wieder etwas Neues. Naja keine Ahnung...das war jetzt vielleicht zu weit gedacht.

Aber es klingt ganz gut, ein intensives Lebensgefühl zu haben, ist bestimmt wertvoller als immer zu wissen, was richtig und gut oder falsch und schlecht ist, aber das kann eh keiner wissen.
Ich glaub ich bin sogar ganz gerne intensiv verwirrt.

Lg

herr klimlof am 18.Jun 16  |  Permalink
Zum Vergleichen möchte ich noch etwas loswerden.

Wenn man die Kategorie besser/schlechter als Maßstab heranzieht, um sich selbst einer Überprüfung zu unterziehen, dann gibt es nur einen tatsächlich sinnvollen Referenzpunkt dafür, und zwar sich selbst.

Der Vergleich mit Anderen kann nur in die Irre führen, da dazu auch ein Vergleichskriterium gewählt werden muss, was der Schummelei Tür&Tor öffnet.
Da kann ich durch die Wahl des Kriteriums den Ausgang der Überprüfung beeinflussen. Nehme ich etwas, dass ich "gut kann" und suche mir einen Vergleichsmenschen, von dem ich bereits ahne oder gar weiß, dass er darin wahrscheinlich abstinkt gegen mich oder auch weit "überlegen" ist, dann hat gar keine echte Selbstüberprüfung stattgefunden. Das ist dann nur ein fake.

Wenn ich mich selbst jedoch als Referenzpunkt nehme, dann ist der Prüfungsaspekt wirksam. Die Frage "Bin ich jetzt besser/schlechter in Aspekt X als ich es vor soundsoviel Jahren war?" bringt ein Ja oder Nein hervor und führt damit zu tatsächlicher Erkenntnis.

Wie sonst sollte man Erfolg bemessen? Die allgemeingültigen zeitgenössischen Skalen würden nur eine Art Liste zur Verfügung stellen, die aller Wahrscheinlichkeit nach auch noch an Konsumerfolgen orientiert ist. Auf der könnte man dann abhaken, was man Alles schon "geschafft" hat, aber das macht ja keinerlei Aussagen über die eigene Persöhnlichkeits&Charakterentwicklung möglich.

"Wir wählen nicht jede Lust, und wir wählen nicht jeden Schmerz." ist eine (wohl traditionelle) Aussage, die darauf abzielt, dass wir von Allem was uns im Leben passiert, sei es mit Wonne oder auch mit Weh verbunden, zu dem gemacht werden, was wir sind. Teils haben wir Einfluss teils auch nicht, aber wirken tut's immer.

Ebenfalls ist der Punkt der Aushaltbarkeit/Zumutbarkeit immer ein komplett selbstbestimmter. Nur wir können tatsächlich entscheiden, was gut/schlecht für uns ist, was keineswegs bedeutet, dass wir darin nicht fehlgehen können. Dann müssen wir es eben nochmal probieren, aber mehr als Ratschläge kann es von außen dabei nicht geben. Woher sollte das Außen wissen, was für unser Innen wirklich relevant ist?

LG

raupenimmersatt am 20.Jun 16  |  Permalink
Ja das stimmt wohl. Leider ist man sich dessen nicht immer so bewusst, bzw. ich bin es nicht und lass mich zu sehr von Außen beeinflussen, vergleiche mich viel zu oft und erschaff mir dann meinen "Fake"-Maßstab. Schön blöd eigentlich.

Lg