Eure Worte, meine Worte
Und dann zückt ihr eure Schwerter ein weiteres Mal und sticht auf mich ein, als wäre es ganz selbstverständlich und das, obwohl ich schon am Boden liege.
Eure Schwerter sind eure Worte und ich kann mich nicht wehren, weil meine Worte stumm bleiben.
Es jagt mir Angst ein, so viele Dinge jagen mir unendlich viel Angst ein. Nichts ist schlimmer als diese tiefe, erschreckende Angst. Wenn ich könnte, würde ich einfach davonlaufen, von diesem Gefühl. Doch es klebt an mir, unlösbar, untrennbar.
Worte zwischen uns könnten viel bewegen, doch sie werden nicht gesprochen, aus Angst. Die Angst steht neben mir und verbietet mir den Mund, denn sie weiß ganz genau, dass meine Tränen meinen ausgesprochenen Worten nicht standhalten können, wenn ich vor euch stehe.
Ich sage manchmal lange Nichts, manchmal nur ganz wenig, Vieles garnicht ernst gemeint oder unüberlegt oder ironisch. Ich bereue hinterher oft was ich gesagt habe und noch viel öfter was ich nicht gesagt habe. Ja ich brauch noch Übung darin, mich so ausdrücken zu können, wie ich es gerne wollen und können würde.
Irgendwie ein bisschen reifer, gepflegter, höfflicher, humorvoller, anständiger und vor allem auf eine Art und Weise, bei der man garnicht mehr weghören möchte und gespannt ist auf jedes weitere Wort, weil es soviel Sinn ergibt, so in sich selbst stimmig und mit jedem Nachbarwort einen perfekt sauber abgeschliffenen, reinen Satz ergibt, der von wahnsinnig viel Denkkraft und Intelligenz zeugt. Ja, die Fähigkeit so sprechen und argumentieren zu können, würde ich liebend gern beherrschen.
Doch so bin ich nicht, ich denk zu wenig nach, sprech zu schnell und finde die Worte nicht.
Ich will mich euch mitteilen können. Ich will sagen können, dass mir eure Worte manchmal wehtun, wie Messerstiche direkt ins Herz. Ich will mich wehren können, will mir ein Schutzschild erschaffen, an dem jeder Angriff abprallt.
Wörter haben eine enorme Gewalt und ich will mir diese zu Nutzen machen können, ich will mich mit schönen Worten gegen hässliche Worte wehren können.
raupenimmersatt am 12. Juli 16
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2 Kommentare
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Ich war ja lange der Überzeugung, dass Worte wie Winde sind.
Nicht sichtbar, nicht greifbar und somit nicht wirklich.
Zwischenzeitlich denke ich anders drüber. Ja, Worte haben Macht, können verletzen, angreifen, sogar töten und dies, ohne in schriftlicher Form festgehalten worden zu sein.
Was kann davor schützen? Nur das eigene Ich, die entsprechende Einstellung. Denn ich kann mich nicht immer dagegen wehren, was mir passiert, widerfährt, ich zu hören bekomme, aber meinen Umgang damit, wie ich einzeln reagiere, dies habe ich absolut in der Hand. Nur ich alleine bestimme, wer mich wann, wie verletzen kann. Zumindest in verbaler Hinsicht ...
Ja, stimmt, es liegt an einem selbst, dass man bestimmen kann wer einen verletzt.
Aber da spielt dann wahrscheinlich wieder die Selbstliebe bzw. die eigene Selbstannahme eine große Rolle, wie sehr man in der Lage ist, dass (negative)Worte an einem abprallen und einen nicht verletzen.
Ich denke nur oft, dass es oftmals unterschätzt wird, welche Macht und Wirkung in Worten stecken kann, und wie sehr sie andere Menschen beeinflussen können.
Man denkt ja wirklich oft, dass Worte innerhalb von Sekunden wieder weg sind, nachdem sie ausgesprochen wurden, aber für manch einen existieren sie vielleicht weiter und man denkt noch Jahre dannach genau an diese Worte, die immer noch etwas in einem auslösen.
Und seine Einstellung zu ändern, ist leider oft ein langer Prozess, der leider nicht von heute auf morgen passiert, bei mir zumindest nicht. Aber irgendwann merkt man dann vielleicht, dass man sich weniger davon beeinflussen lässt was andere Leute sagen, und dass man auch nicht mehr so oft über die vermeintlich schlechten Gedanken anderer nachdenkt, weil sich das Selbstbild geändert hat. Ich denke auch, je älter man wird, desto mehr lernt man sich ja selbst kennen und man kommt immer mehr mit sich selbst ins Reine, also zumindest merk ich das bei mir, wenn auch ganz langsam. Aber ich kann mir vorstellen, dass die eigene Verletzlichkeit auch mit der eigenen Reife zu tun hat.