Selbstliebe Teil II ?
Wer bin ich eigentlich?

Diese Frage stelle ich mir so oft. Vielleicht ist es teilweise ein Problem meiner Generation, dass wir oft nicht wissen wohin mit uns, was wir wollen und wer wir sind. Ich glaube zumindest zu wissen, dass es anderen auch (manchmal) so geht.

Mir geht es jedenfalls sehr oft so...täglich. Ich würd so gerne wissen, in welche Richtung es geht, würd so gerne einen Kompass haben, der mir hilft den Weg zu finden.

Doch ich stehe hier, ich ganz allein und tausend Stimmen prallen auf mein Gesicht, soviel Ratschläge, doch keiner kommt so richtig bei mir an. Keiner kann mich begeistern, Nichts kann mich so richtig erheitern.
Ich hab das Gefühl, ich stehe jeden Morgen mit einer Last auf, und schlafe jeden Abend mit noch mehr Lasten wieder ein. Ich schlepp mich irgendwie durch meinen Alltag, durch meine Struktur, meine Regeln, meine Kontrolle die mir Sicherheit gibt. Doch ich empfinde alles was ich tue als furchtbar anstrengend, und wenn ich mal kurz zur Ruhe komme und meine Gedanken wieder fliegen lasse, merke ich jedesmal, dass ich das so nicht will.
Das Leben das ich führe, ist nicht das Leben, das ich führen will.

Ich bin ziemlich tolerant, nur mir selbst gegenüber nicht, ich bin sowas von unentspannt, mein Ego lässt mich nicht in Ruhe. Es hetzt mich von hier nach da, dann kommt die Bulimie als mein "rettender Anker".

Sie sagt mir: "Hey, komm schon, stopf dich erstmal voll, dann wirds dir besser gehn, du weißt ja, wie du es wieder rückgängig machen kannst.
Ich bin deine Entschuldigung dafür, dass du nicht alles schaffen musst und dass du nicht alles schaffen kannst, was du dir vornimmst.
Du bist krank, ganz furchtbar krank, da kannst du nicht soviel von dir erwarten. Ich werde dir helfen. Du kannst schließlich nicht anders, als dich mit mir zu verbünden."

Ich hab es so satt. Ich mag es nicht, dass ich wieder und wieder falle und dabei ganz unsanft auf den harten Boden pralle.
Und ich mag es nicht, dass mich nichts davon abhalten kann, weil ich es liebe und hasse zu gleichen Teiln.
Den Fall, den Aufprall und den Knall, ja sogar den Schmerz dannach, ich liebe ihn und zelebriere ihn. Nur die Versuche mich wieder raufzuziehen, kraftlos an den Seilen meiner Marionette zu ziehn und zu merken, dass es nicht mehr klappt, das hasse ich. Der kalte Boden saugt mich in sich auf, ich schreie, doch komme keinen Zentimeter mehr hinauf.

Wie soll ich jemals fliegen lernen, wenn ich nicht mal gradeaus laufen kann ohne zu stolpern?

Hilfe, Hilfe, ich habe Hunger nach Leben. Bitte setz mir ne Grenze, sag mir was richtig ist. Ich kann keine Entscheidung für mich selber treffen, ohne mich dabei zu verletzen. Ich kann mir nicht gut tun, finde meine Mitte nicht, finde nicht das richtige Maß. Ich saug mich aus, es raubt mich aus, ich bin mein eigner Dieb.

Dafür, dass die Zeit so schnell vergeht, erscheint mir meine Entwicklung ziemlich langsam. Hoffnung und Hoffnungslosigkeit wechseln sich ab, wie in einer Sinuskurve, ich bin mal oben und mal unten, leider nicht ganz so gleichmäßig und lineal.
Ja, leider ist das Leben keine einfache Mathematik mit Parabeln und gleichschenkligen Dreiecken, es gibt auch kein Koordinatensystem mit Punkten, die wir berechnen und miteinander verbinden können, um dann davon zu provitieren.

Was denk ich mir bloß wieder für nen Unsinn aus?
Es gleitet mir durch die Finger. Nichts ist greifbar, nur ich bin so angreifbar.
Unzufriedenheit ist auch nur eine Form von Hunger.
Das Fragezeichen ist verkehrtherum ein Haken, vielleicht gut geeignet zum Antworten angeln oder um sich selbst dran aufzuhängen und auszubluten.

Ja, es ist Unsinn sagt die Vernunft. Doch wer schreibt mir vor, wo die Grenzen meiner Fantasie sind, mir sagt ja auch Niemand wo mein Anfang und mein Ende ist?
Was ich aufnehme, aufsauge und davon wieder rauslasse bleibt ganz mir überlassen. Ein bisschen wie bei der Bulimie. Schlucken, schlucken, schlucken und spucken.

Wer bin ich eigentlich und wer will ich sein?

Will ich immernoch die Dünnste und die Leichteste sein, damit ich von hier fortfliegen kann, wie eine Feder mit dem Wind?
Oder will ich immernoch Wände ziehen und Mauern um mich aufbauen, hinter denen ich mich verstecken kann?

In mir fließt nicht nur dunkelrotes Blut, sondern auch Passion, Leidenschaft, Intervention, Potential und Kraft. Es fließt um mich herum und reißt mich mit.
Und in mir schlägt nicht nur ein Muskel im Takt, in mir spielt ein ganzes Orchester, mit Geigen, Trompeten, Oboen und nem Kontrabass, ein Chor singt und der DJ gibt den Beat. In mir ist es so laut und ich komm kaum zu Wort.
In diesem Chaos, in dieser Lebendigkeit getrübt von Melancholie und Traurigkeit find ich keinen Haltegriff, der mich vorm Wegrutschen beschützt. Ich find kein Wort, das mich beschreibt, kein Ton der nach mir klingt und kein Platz auf meinen Namen reserviert.
Tut mir leid, ich hab keine Fahrkarte, keine Berechtigung, es ergibt keinen Sinn für mich hier zu sein.

Ich wünsch mir das es regnet, der Regen auf mich prasselt und mich segnet.
Mit Glück, mit Liebe und Geborgenheit.
Mit Leichtigkeit.

Ich wünsch mir mehr Wandel und Wachstum im Laufe der Zeit, aber auch das gleichzeitig Alles irgendwie beim Alten bleibt.

Ich wünschte, dass ich mal stillstehen könnte und mich dabei trotzdem bewege.

Ich wünsch mir, dass der Weg schön wär und das Ziel keine Rolle spielt.

Ich wünschte, ich hätte keine Sehnsucht nach dem Sterben mehr, sondern vielmehr nach dem Leben.
Ich wünsch mir jeden Morgen frische Blumen, mindestens einmal am Tag ein echtes Lächeln in meinem Gesicht.
Ich wünsch mir einen Garten, wo ich sehen könnte wie etwas wächst durch regelmäßiges gießen.
Wünsche mir zu mir zu finden, mich kennenzulernen und mit mir Freundschaft zu schließen.
Ich wünsch mir ein Zuhause und ab und zu ne kleine Pause von mir selbst, doch nur um mich dann wieder neu zu entdecken und zu erfinden, um in neuen Abenteuern zu verschwinden.




sockensue am 05.Okt 16  |  Permalink
Hey
ich fühle mit dir.. kenne das Chaos in einem drin..

versuch mal heraus zufinden, ob dich was bestimmtes zu deiner ES führt.. oder was ihr dahinter steckt.. wird bestimmt erhellend und spannend, den Kern des Übels zu finden..

Parallel.. kannste dir paar Skills raussuchen, die dir helfen durch das Chaos zu gelangen.. und fühl dich nicht schlecht, wenn du stolperst.. es ist in ordnung rückschritte zu machen.. solange es wieder vorwärts geht..

lg Sue