Es dreht mich/sich...
Nein, ich kann und ich will nicht mehr. Der Mittelpunkt meines Lebens darf doch nicht diese scheiß Essstörung sein. Ich will das nicht mehr!!!

Seit Jahren die gleichen Themen, die gleichen Fragen, die gleichen Qualen und Zweifel in mir. Ich hab kein Bock mehr da drauf.

Absolut keine Lust mehr. Ich bekomm keine Luft mehr. Drohe darin zu ersticken.
Es dreht sich...dreht sich um Zahlen auf der Waage, und Zahlen auf Verpackungen. Dreht sich um Schwere, um Leere, Gewicht, Figur, Masse und Maße.

Es dreht sich um gesunde Ernährung, Gemüse, Obst, Vollkorn, Joghurt, Müsli, vegetarisch, fettfrei, zuckerfrei, low carb, (low life?)...War der Apfel jetzt zu viel? Wieg ich deswegen jetzt morgen mehr?
Es dreht sich um Sport, Kalorienverbrauch, Ausdauer, Kondition, Muskeln, Fitness, Laufen und Krafttraining.

Dreht sich um zu viel oder zu wenig. Es dreht sich um Seelenlöcher füllen, um Essanfälle vermeiden, planen, dabei entspannen. Um einkaufen, zu viel Geld für Essen ausgeben, um sich vollstopfen und sich auskotzen.

Es dreht sich um Finger in den Hals, um Bauchschmerzen, Halsschmerzen, Schwindel, Kopfschmerz, Zittern, Übelkeit, Scham, Selbsthass, Frustration...Hab ich jetzt zugenommen? Ist auch wirklich alles raus?

Es dreht sich um Hunger, ums Brennen im Hals, um Magensäure, Zähne putzen, Spuren beseitigen, es sich nicht anmerken lassen, um ein schlechtes Gewissen und Lebensmittel verstecken.

Um das verboten, gute Gefühl des Dünner-werdens, des Knochen-spürens, des Frierens, des Hungerns.
Es dreht sich ums Stundenlang-vorm-Spiegel-stehn, sich zu allen Seiten drehn, um die Lücke zwischen den Beinen, um nen flachen Bauch, ein ausgeprägtes Schlüsselbein, und spitze Ellenbogen.
Ums auf der Waage stehn, um Bmi, um Hüft- und Taillenumfang.

Um Essen, Schlingen, Gier, nie genug, nie zuviel, nie zu wenig, Leben in Extremen. Schwarz und Weiß, tiefer Fall, Selbstverletzung, Suizidgedanke, Zunehmen, alles egal, alles sinnlos...Wer bin ich bloß?

Es geht um Haarausfall, um blaue Finger, blaue Lippen und ne blaue Nase. Sich freuen, wenn alte Hosen wieder passen und vor Wut heulen wenn sie wieder enger werden.

Es geht um Leistungsstreben, niemals stillstehn, niemals eine Pause gönnen, in Bewegung bleiben, oder ums Aufgeben, hinlegen, mir nicht vergeben.
Wunden aufkratzen, Hilfe suchen und ablehnen, Neustart wagen, Versagen, Scheitern und wieder Schmerzen haben.

Es dreht sich, mein Teufelskreislauf...immer das selbe, seit Jahren das selbe leidige Thema, ein Fokus, ein Ziel, eine Krankheit, ein Mädchen, ein Körper...ein Ich. Mittendrin gefangen.

Ich hab mir doch schon Strategien und Skills überlegt, hab mein Verhalten teilweise schon abgelegt, draus gelernt und dennoch die gleichen Fehler wieder und wieder begangen. Ich habs doch schon so oft probiert drüberzustehen, weiterzugehn ohne mich umzudrehen und bin dann doch zurückgerannt aus Angst vor Veränderung.

Ich komm hier nicht raus, verdammter Mist, es dreht sich weiter und ich dreh mit. Was sagt wohl morgen das Gewicht?

Hol mich hier raus, es ist doch so bedeutungslos, ich seh es, ich weiß es, doch ich erfasse es nicht!
Ich weiß nicht wer ich sonst bin, wer ich sonst wär. Ich will nicht mehr mit aber kann auch nicht ohne.
Ich dreh mich...dreh mich im endlosen Kreisel mit.




sockensue am 05.Okt 16  |  Permalink
Hast du
schon mal von Verhaltensanalyse gehört? Das ist nen Arbeitsblatt für Borderliner .. es geht darum, das man niederschreibt, was der "Selbstverletzung&Selbstschädigung" voraus ging..

Wenn du weißt was dich jedesmal in die ES treibt.. könntest du dich vorher ablenken, ehe es zur Ausübung der ES käme.

Ruhig Blut, niemand fällt als Profi vom Himmel und kann sofort alles.. lass dir zeit.. dräng dich nicht.. Rückschritte passieren immer wieder.. sie sind in Ordnung.. immer dran denken 2 Schritte vor, einer zurück :)

lg

raupenimmersatt am 05.Okt 16  |  Permalink
Hey
Hey, danke für deinen lieben Kommentar.
Ja, hab ich schon von gehört. Sowas ähnliches hab ich auch schon gemacht, also aufschreiben was zb. Fressanfällen voraus ging, wie ich mich fühle, was ich denke usw.
Aber es ist gar nicht so leicht, dass dann anhand dessen von alleine zu stoppen bzw. zu beeinflussen.
Diese Verhaltensmuster sind schon so sehr in mir drin, und es fällt mir ganz schwer mich davon zu lösen, obwohl ich es natürlich will und auch daran arbeite.

Ja, es ist leider wirklich viel zu oft so, zwei Schritte vor und einer wieder zurück oder auch zwei wieder zurück, ich scheine manchmal kaum von der Stelle zu kommen.

Lg