Gegenwind
Ganz greifbar und ganz in der Nähe liegt jetzt vor mir mein nächstes Etappenziel.
Nein, kein krankes Ziel wie so oft, sondern ein Ziel in Richtung gesund werden, ein Neustart.
Und anstatt vorraus zu laufen und meine Arme dankbar dannach auszustrecken, trifft mich erstmal wieder eiskalt und zugleich magmaheiß der Schreck.
Ich trete zurück...es trifft mich der Blitz, kurz vorm Einlaufen, durchfährt mich ein widerlicher Krampf.
Gedanken, Sorgen und Ängste, da hab ich mich doch bisher ganz wohl drin gefühlt, zwischen meinen Bauklötzen, die ich immer schön hoch und unstabil aufbaue und meine Türme dann wieder zertrümmere. Ich bin eine Trümmerfrau...Trümmer sind mein Zuhause, da ist kein Platz für Glück und große Hoffnung, kein Platz für nen festen Grund oder ein Fundament. Ich leb in meiner eigenen Nachkriegszeit ohne zu wissen, ob der Krieg wirklich schon vorbei ist und ob das tatsächlich die letzten Trümmer sein werden. Vielleicht ist das echt ein ziemlich dämlicher Vergleich, aber ich mag Vergleiche die nicht zusammenpassen. Schließlich ist es aber auch ein ständiges Einstürzen, eine ständige Angst und ein Wiederaufbau, Regeneration, Recovery, man kann es nennen wie man will.
Leise tröpfelt die Traurigkeit wieder auf meinen sandigen Untergrund, ich verschwimme und versinke in meinem eigenen Schlamm.
Das kann doch nicht wahr sein.
Ich will mich nicht bewegen, Bewegung bedeutet Veränderung und obwohl Veränderung das ist, was ständig mit uns passiert, grab ich mich ein, es fröstelt mich etwas, die frische Brise könnte ja schlecht für mich sein, oder sich zumindest so anfühlen. Ich könnte ne Grippe oder ne Erkältung davon tragen, auch an scheinbar harmlosen Dingen kann man zu Grunde gehen, auch sie können einen in die Knie zwingen. Doch letzendlich weiß ich, dass so ein Schnupfen schnell vorrüber geht, und kein Zerfall oder eine Chronifizierung daraus entsteht. Ich könnte mir sicher sein, dass ich es überstehen werde, wenn da nicht wieder diese Angst wäre.
Ich hab Angst, dass mein Haltegriff abbricht, ich hab zwar keinen, aber ich häng auch an meinem imaginären Halt.
Ich werd schon irgendwie ans Ziel kommen, red ich mir ein, vielleicht wieder total zerstört und zerzaust aber ich werd dort ankommen, egal wie hart die letzten Schritte bis dorthin wieder für mich werden.
raupenimmersatt am 09. Oktober 16
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