Chaos
Natürlich kann ich meine kleine Welt nicht aus ihren Fugen heben und über den Dingen schweben.
Ich kann nicht weglaufen vor meinen Ungeheuern, kann nicht einfach loslassen, was ich jahrelang festgehalten habe.

Ich kann besser über Dinge schweigen, als über sie zu reden, aber meistens kann ich noch besser drüber schreiben.

Ich bau ne Pyramide auf, sag dir wovon ich viel und wovon ich eher weniger brauch.
Kann mich nicht zurücknehmen, mich nicht abschalten, bin ständig in Betrieb, ständig auf dem Sprung in meine nächste Tiefe.

Jetzt lieg ich hier wieder nur so rum, Sonntag und Regen und ich will und kann mich nicht bewegen. In meiner Mitte schlägt ein Herz, auf- und abwärts und zugepackt im Takt mit dem Beat, der dein Lied spielt. Und ich spiele mit, das Lied des Lebens, wiedermal vergebens...bin heut Spielverderber, bleibe liegen.

Kommst du mit, kommst du mit und schreibst mir einen neuen Hit?
Ich bin eher so der Gedichtemensch, und du eher so derjenige, der dazu tanzt.
Kommst du mit, kommst du mit auf einen neuen Tanz?
Leg dich zu mir, frag mich nichts, vergess Alles um uns herum, vergess wer wir sind, denk nicht an Morgen oder all die Sorgen.
Leg ne neue Platte auf für mich und für dich mit.
Komponier dich noch dazu, geb dir ne zweite Stimme, die Basslinie, mein Unterton oder Überton.

Du musst mir nichts versprechen, was du nicht halten kannst und mir auch nichts geben, was du für dich behalten willst.

Lass uns heut mal mitschwimmen, auf der Herzlinie mit dem Strom.
Ich bin heut nicht gut darin, mich dir gegenüber so auszudrücken, mit all dem, was ich dir gern sagen würd.
Ich bin grad nicht gut darin, dich einzuschätzen, für dich die richtigen Worte zu finden.
Ich bin grad nicht gut darin, dir zu sagen, was in mir vorgeht, weil ich mir selbst wieder abhanden gekommen bin.

Ich hatte große Pläne, doch muss ich mich beschränken, muss mich minimieren.
Ich weiß mein Ausmaß lässt sich heute nicht ausmessen.
Ich bin schwammig, gefangen im goldenen Käfig. Und ich weiß, die Grenzen meiner Sprache sind die Grenzen meiner Welt wie Wittgenstein als sagte.

Aber ich will grenzenlos sein, nicht eingeschränkt. Meine Sprache ist Teil meiner Identifizierung, sie ist für mich unendlich ausweitbar.
Es gibt ja nicht nur verbale, nonverbale, soziale, wissenschaftlich objektive, emotionale oder distanzierte Sprache. Es gibt unendlich viel dazwischen. Es gibt dich, und es gibt mich und meinen Kosmos und dein Sternenzelt.
Ich tausch ein einziges Wort aus und alles erscheint in einem ganz anderen Licht.
Ich kann weder deine Wahrnehmung auf die Welt oder auf mich noch auf meinen Ausdruck beeinflussen. Ich hab absolut nichts von mir, in dir, in der Hand.
Kann weder meine Welt noch deine aus den Fugen heben, will mich nicht erklären, denn ich werd mich selber nie verstehen. Warum sehn ich mich so sehr nach Dingen, vor denen ich Angst habe und weglaufen möchte? Nähe zum Beispiel?

Du trittst in mein Leben fragst mich Fragen, die ich mich nicht zu beantworten wage, weil du aus meiner Antwort eine ganz andere für dich schließt.

Ich weiß nicht, ob ich dich immer oder doch nur ab und zu lieben kann oder soll. Und ich weiß manchmal nichtmal wo mein Gefühlszentrum liegt, direkt neben der Sprache wohl nicht, sonst würden sie öfters mal hervorscheinen, vermute ich.

Es ist Tag 1 eines neuen Lebens und ich höre französische Lieder bei deutschem Regen unter meiner schwedischen Bettwäsche, denke mir seltsame Sätze aus, die dich, aber vor allem mich beschreiben sollten.
"On devrais se lancer dans le reves
au dernier moment quand le jour se leve
comment on fait devant des tempêtes
sauver ceux qui viennes
que le temps s'arrete
encore
encore"
Wie verwirrt ich grad bin über mich selbst und meinen eigenen Grenzen.
Wie ich all das, was so alltäglich ist und so einfach minimalistisch, zerpflücken will, weil ich es nicht einfach hinnehmen will.
"Wie immer" denkst du nur, und ich kenn dich nicht mal, denn im Grunde bist du wie ich, nur wiedermal komplett anders.
Aber hey, immerhin ist da noch der Beat, der Takt, und die Wanduhr die so laut tickt, sodass ich Nachts nicht schlafen kann, aus Angst dass mir die Zeit davonläuft.

Ich drehe mich heute ausschließlich von rechts nach links und wieder zurück um meine eigene Achse und bekomm dabei doch keinen Rundumblick von mir selbst.
Ich bin und bleibe mein größtes Rätsel, ja lach mich ruhig aus und schau mir ruhig zu, wie ich mir den Kopf verdreh, nicht einseh, dass ich keine Eule bin. Und schau mir zu, wie ich mir den Kopf stoße an meinen Grenzen.
Meine Sprache hilft mir hier auch nicht mehr weiter, bei all den Verflechtungen und der Frage nach dem, was ich da jetzt schon wieder fabriziert habe.

Immer wieder setz ich neu an, dann gefällts mir wieder nicht, schmeiß Alles weg.
Aber eins weiß ich sicher.
Wenn ich dich seh und wir uns über unsere ganz eigenen Sprachen verständigen, weil wir einander schon so lange kennen, dass du mir immer gefallen wirst und bei all meinen Selbstzweifeln die mich auf dem Boden festwachsen lassen, bei all meinem Unfug im Kopf, den ich ständig zerfrage, bei meinen Splittern und Scherben, wirst du mir als Einziges immer gefallen.
Denn du lachst mich einfach an, auf deine ganz eigene Art und Weise, die ich nie wieder missen will, weil sie so viel für mich ausdrückt, du machst mich verrückt, wenn du wieder sagst, dass schwere Zeiten oft ein Segen sind, und du mich diesen Satz zumindest für eine Weile glauben lässt.
Du lässt mich wieder Hoffnung schöpfen, stehst im Türrahmen und siehst mir dabei zu, wie ich in meinem Raum versuche mein Chaos zu beseitigen, wie ich die Wände voll schreibe oder wieder im Kopfstand stehe um meinen Blickwinkel zu verändern.
Du nimmst das Alles hin mit einem Lächeln auf den Lippen, das mir vermittelt, du liebst mich einfach wie ich bin.
Ich vermisse dich heut ganz besonders, weil es dich gar nicht gibt.
Du wieder nur in meiner Vorstellung existierst, mich nur von dort aus angrinst.
Vielleicht kommst du ja bald, du weißt ja wo du mich findest.
Hier drin, in meinem Chaos, ich hoffe ich werde darin nicht untergehn und durchhalten bis du kommst.

Simplicity is the key.
So bring me back, bring me back.