Hi Mom
Hi Mom,
du bist die Konstante in meinem Leben,
nimmst Einfluss auf mich und
versuchst mir deine Basis weiterzugeben.
Ich schwimm in deinen Gewässern,
lerne durch dich, mich zu verbessern.
Mom, wo stehst du, wenn ich geh?
Weißt du, dass ich manchmal keinen Ausweg seh?
Wenn du fragst, wie es mir geht,
versuch ich dich so anzusehen, dass mir die Hoffnungslosigkeit und Verzweiflung im Gesichte steht
und sag trotzdem „ja, ganz okay".
Du sagts ich solle aufstehen,
„Mensch Mädchen, mach doch was!"
ich sage dir, ich sei müde und dies und das.
Doch innerlich schreie ich dich an,
dass ich doch so gerne würde, aber nicht kann.
Ich hab keine Angst vor dem Sterben,
es ängstigt mich vielmehr vor dem Leben.
Ich bin nicht wie du, die Welt da draußen ekelt mich an.
Und wenn du mich jetzt anrufst, geh ich nicht ran.
Du sagtest doch, ich soll aufstehn,
das hab ich getan.
Bin aufgestanden und zur Brücke gelaufen.
Jetzt steh ich hier, Mom.
Du warst meine Konstante, meine Augen haben deine zuerst gesehn, deinen Duft konnte ich zuerst vernehmen,
hab deine Stimme zuerst gehört,
doch du konntest nicht verhindern,
dass mein Leben mich zerstört.
Ich will doch garnicht springen, Mom.
Müsste mich schon sehr dazu zwingen.
Ich will dir doch nur sagen,
du kannst mich nicht mehr tragen.
Du hast mich nicht mehr an der Hand,
jetzt trennt sich unser ewiges Band.
Keine Sorge, Mom du verlierst mich nicht,
ich will einfach nur fliehn, weiterziehen,
denn manchmal ertrag ichs nicht, dein Gesicht und wie du damit sprichst.
Ich geh fort,
an einen anderen Ort.
Darfst mich ruhig fragen, ob du mir fehlen wirst, damit du dich nicht in plagenden Gedanken verirrst.
„Natürlich wirst du mir fehlen Mom, das hast du doch schon immer, aber es wird bestimmt nicht schlimmer."
Jetzt fühl dich nicht schuldig und fühl dich nicht schlecht,
du weißt genau, ich hab Recht.
Aber es ist okay Mom, es durfte so sein,
ich bin dadurch nur etwas geschwächt.
Doch sieh mich an, ich steh noch aufrecht,
hab immernoch Kraft, bekomm immernoch Luft,
doch muss mich entfernen, sonst ziehts mich hinab in die Kluft.
Vielleicht übertreib ich auch,
mag sein, dass ich dich doch noch brauch.
Vielleicht tu ich wieder stärker, als ich bin,
doch ich denke, unsere Trennung,
wird für uns beide ein Gewinn.
Ich werd nie so wie du werden, will mich selber nicht gefährden oder verbergen
Ich bin auf introvertierte Art ganz extrovertiert und meine Art tut mir gut und tut mir schlecht gleichzeitig und beidseitig.
Aber so bin ich nunmal.
Lass mich einfach sein.
Ich möchte lernen für mich einzustehen, mir selbst zu vergeben und Niemand anderem mein Leben übergeben.
Musst mich jetzt echt nicht so ansehn,
da gibts nichts dran zu drehn,
da gibts nichts zu verstehn.
Ich entwickel mich doch schon von allein ganz stetig, nur das siehst du nicht,
denn was uns momentan verbindet, ist nur noch die Genetik.
Es wird besser, Mom.
Siehst du es nicht, es wird besser.
Ich werd älter und lerne dazu.
Lass mich doch ab und zu in Ruh.
Du meinst, ich sei unreif, but that's life.
Ich wachse doch noch, das ist garnicht zu vermeiden,
darunter musst du echt nicht leiden.
Nur weil ich manchmal stumm schreie, um mich zappel, mich den ganzen Tag verkrieche oder seltsame Dinge sage.
Lass mich doch, ich brauche diese Tage.
Ich brauch es, mal kurz aus der Spur zu treten,
mich zu drehen , bis mir schwindelig ist
und mich Ausreden-suchend zu verspäten.
Ich will nicht in geregelte Bahnen gepresst werden, will nicht mitlaufen,
möchte mich selber erden.
Ich will lieber hinterherhinken, den Weg selbst entdecken und dir nur von Weitem winken.
In Sackgassen laufen, mich verrennen und sollt ich mich dabei am Feuer verbrennen oder im Sturm untergehen,
musst du es zwar nicht verstehen, aber zumindest hinnehmen.
Ich will das so.
Und dein Wille, der zählt hier nicht, denn du stehst grad mit deinem Fuß auf meinem Weg.
Ich bitte dich, zieh ihn zurück, sonst tret ich drauf.
Denn das ist nicht dein Laufsteg.
Das bin ich, so perfekt unperfekt.
Lass mich.
Lass mich einfach sein.
Ich bin dein schwierigstes Rätsel, ja ich weiß.
Tut mir leid für meine Unbeständigkeit.
Machs gut, bis bald.
Ich werd dich bestimmt besuchen kommen,
und hoffe, ich bin dann immernoch Willkommen.
raupenimmersatt am 16. Oktober 16
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