Müde
An mir ziehn abgefuckte Tage vorbei.
Ich leg all meinen Schmutz an den Straßenrand, bevor er mich zu Boden reißt.
Kann den Himmel, die Sterne und das Wasser leicht verschwommen schon vor mir sehn.

Ich hör Musik aus der Nachbarswohnung, so ne ruhige, schöne sanfte, die einen zum Nachdenken bringt, als würd ich das nicht schon genug tun.
Ich sitz im Treppenhaus, bin eigentlich auf dem Sprung, weiß nur noch nicht wohin.

Meine Haare riechen nach Zitrone an diesem Mittwochvormittag im Treppenhaus mit den vanillefarbenen Wänden und den marmorierten Treppen.

Heute dreht sie durch mit mir, die Fantasie,
ich gerate in eine Art Manie.

Ich fühl mich schwach, wenn ich dich seh,
weil ich denk, dass ich unter dir steh.
Doch genau das ist es, was mich an dir reizt
und deine Art, diese eloquente Strenge
nimmt mich in die Fänge.

Manchmal wird mir schmerzhaft bewusst,
dass ich so werde, wie meine Eltern sind, mehr als ich jemals werden wollte.
Ja, vielleicht lässt sich das auch nie ganz verhindern, dass man immer etwas von den Menschen übernimmt, die einem am nächsten waren.
Niemand hat mich so geprägt wie die Beiden.
Das ich mal werd wie sie, lässt sich kaum vermeiden. Aber ich werde mich mit allem was ich bin und hab dagegen wehren, weil ich das nicht will.

Keiner hier spricht meine Sprache.
Ich bin einbetoniert in meiner Abhängigkeit zu ihnen. „Lasst mich gehn!
Lasst mich los.“

I'm sorry, but I dont wanna have a mother who doesn't take care of me.

Ich häng an Menschen, die ich schon seit meiner Geburt kenn, doch an deren Gegenwart ich mich immer wieder vebrenn.
Ich verlauf mich auf zu oft gegangenen Wegen.
Und ich häng auch an dir, ich will das du bleibst für immer und hier.
Ich werde dir folgen, denn ich war immer nur ein Anhängsel, dass einen Führer braucht und das bin ich noch immer. Zu schwach um alleine was zu reißen.
Ein Glüchwürmchen, zu schwach um aus sich selbst heraus zu leuchten.
Und du bist meine Sonne, bist mein Vulkan, doch ich werd mich nicht an dir verbrennen, weil du mich umgibst wie ein schützendes Vakuum, eine Heilsalbe, feuerfest und hitzebeständig mit Lichtschutzfaktor unendlich,
tust so als wärs ganz selbstverständlich.

Ich weiß, mein Kopf ist eine Achterbahn mit achtschraubig, übereinanderliegenden Loopings und meine Synapsen sind nicht angeschnallt, fliegen im luftleeren Raum.
Die Erdanziehungskraft tritt außer Takt.

Ich will nicht mehr an Unbeständigkeiten glauben müssen, will lieber mit dir mitschwimmen, in deinen mitreißenden, heilenden Flüssen.


Ich glaub ich kann nicht mehr.
und obwohl ich mich dir gegenüber ganz offen ausdrück,
kommt heute kaum ein Wort von dir zurück
Ich glaub ich spinne
Ich glaub ich zerrinne
Ich glaub ich gewinne- Nicht.

Ich fühle mich müde vom Leben,
nachdenkend im Treppenhaus an diesem Mittwochvormittag.

Aber hab keine Angst um mich, ich schaff es wieder auf die Beine.
Ich laufe los, aus der Tür raus, bin auf dem Sprung, auch wenn ich noch nicht weiß wohin.