Bittersüß
Ich beschäftige mich mit dem Lesen und dem Schreiben.
Denn darin finde ich meine Leidenschaft, mein Halt und meine Art mich auszudrücken und rauzulassen, was sich in mir aufstaut.
Wenn ich Biografien von verstorbenen Dichtern, Schriftstellern usw. lese, erfasst mich immer eine große Demut, Dankbarkeit, Mitgefühl und Melancholie.
Plötzlich erscheint mir meine eigene Geschichte und bisherige Biografie so geringschätzig, von minderem Wert und fast schon von einer Friedlichkeit und Glückseligkeit bestimmt und ausgesetzt, im Gegensatz zu derer so mancher Verstorbener mit großen Köpfen und viel Inhalt, deren Kämpfe und Hindernisse von bedeutend größerer Gewalt und Gegenwehr geprägt waren. Vielleicht machten sie allerdings auch genau diese Zeiten und dieses Elend so schöpferisch.
Ich hab großes Glück in einer (kriegsfreien) Zeit aufzuwachsen, ohne existenzielle Nöte, Bedüfnissminimierung, sowieso ständiger Verzicht und Einschränkung.
Natürlich bin auch ich immer noch unfrei und ebenso eingeschränkt, allerdings auf einer anderen Ebene.
Die Gesellschaft und die Zeit haben sich gewandelt in etwas Besseres und Aushaltbareres, zum Glück.
Dennoch auch heute noch, gibt sie vor, fordert, schließt ein oder aus und leicht wird es wohl niemals sein.
Trotzdem bin ich dankbar, dass sich die Schwere, die Last, Not und die Anzahl meiner sich mir von außen in den Weg stellenden Schranken, in Grenzen hält.
Und obwohl auch ich große Kämpfe in und mit mir täglich austragen muss, die nicht von geringerem Leiden überschattet sind, hab ich dennoch Hoffnung und Glück auf Befreiung meiner Selbst von Ängsten, Zwängen und Grenzen und einer durchaus lebenswerten Zukunft in Frieden.
raupenimmersatt am 23. Oktober 16
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