Mit Worten kann ich fliegen
Kein Tag vergeht
ohne meine Sprache.
Ohne das aus ihr etwas entsteht.

Ohne einen geschriebenen Satz,
aus meinem Wortschatz.
Eine kurze Notiz mit Apostroph
und mein Besuch auf dem Wörterfriedhof.

Ich schreibe autobiografisch, episch, poetisch
über meine inneren Anteile und deren Gemisch, so chemisch.

Doch manchmal, da ist nichts davon in sich stimmig,
dann find ich wenig davon sinnig,
so wie mich.

Manchmal bin ich mir selbst zu suspekt und abstrakt,
dann erschein ich mir wie ein versunkenes Wrak.
Aus lauter Einzelteilen, die sich nicht fügen lassen,
all diese Wörter können nicht zusammenpassen.

Manchmal verachte ich das Schreiben sogar,
empfinde es als machbar, dennoch undenkbar.

Ja, ich denke nonstop und viel zu viel.
Schreiben ist Selbsttherapie, es ist mein Ventil

Mit Worten kann ich fliegen.
Kann sie verschieben, verbiegen, mich an sie schmiegen
Ich such nach einem neuen Reim
versteckt, zunächst noch ganz geheim,
entdeck ich ihn und bleib dennoch allein.
Obwohl Reime doch verbinden,
bewahr ich mir mein einsames Befinden.

Und ich frag mich: Was geben mir all die Wörter, all die Sätze und die Texte?
Könnte das mein Nachlass sein?
Doch dafür erscheints mir viel zu unbedeutend klein.

Ich denk ja nie wirklich etwas Neues,
jeder Gedanke, der in mir entsteht
wurde mit Sicherheit schon von Vorangegangenen gewählt.
Alles wurde schon irgendwie und irgendwo mal dokumentiert und supplementiert.
Was bringt und wem nützt da mein Geschreibsel,
wird nie mehr sein, als ein lästiges Überbleibsel?

Ich bin müde vom fliegen,
kann ich denn durchs Schreiben wirklich siegen?

Ich schreib dir eine Endlosmail
doch anstatt zu lesen, bestellst du lieber bei E-bay

Deine erste Heimkino-Anlage
mit Bluray, Dvd, Tv und kostenloser Montage.
Für einsame Wochenendtage...
sagst du mir.

Wird lesen etwa out?
Lebt man Fantasien nur noch aus, während man sich Bildmaterial anschaut?

Ist lesen dir zu anstrengend, zu stressig,
chillst lieber auf der Couch ganz lässig
vor Netflix oder Rtl zur Prime Time, daheim?

Ach...worauf wollt ich jetzt hinaus?
Vielleicht bin ich bloß frustriert, durch mangelnden Applaus?

Denn ich denke und ich schreibe jeden Tag.
Anstatt zu denken, was ich sag,
schreib ich, was ich mag.

Ich schreib dir ein Gedicht oder ein Liebesbrief,
ich lese Rilke, Hesse, Salinger und Ringelnatz
auch für Bestseller, Biografien und Fachbücher ist bei mir genug gefüllter Platz.
Bücher sind für mich ein wahrer Inspirationsschatz.

Ich verliere mich darin
und find dann wieder, wer ich bin.
Doch das, was ich selbst bisher zu Stande brachte,
bei Niemandem und bei mir selbst keine Begeisterung entfachte.

Und obwohls mir hilft, mich von innen heilt und befreit vom schweren Gedankenballast,
ist es mir doch hin und wieder eine Last.

Ich machs ja gerne, keine Frage.
Ich zwing mich zu nix und wenn ich nicht mehr will, dann leg ichs einfach still.
Mein Problem ist keinesfalls mein fehlernder Schreiberwille,
sondern vielmehr die darauffolgende Stille.

Während ich schreibe, durchlauf ich einen Prozess, einen Wandel, von vornherein weiß ich nie was daraus entsteht oder wie es weitergeht.

In mir ist es ganz laut, während ich schreib,
es ist sicherlich mein sinnvollster Zeitvertreib.

Doch die Stille dannach, wenn all die Wörter aus mir rausgeflogen sind und ich hinterher,
fühl ich mich manchmal leer und zugleich schwer.

Dann frag ich mich ganz leise und heimlich,
warum erscheint mir alles was ich tue so kleinlich?
Und ich höre aus dem Wohnzimmer dein lautes Lachen,
über Sheldon Coopers Erwachen.
Frag mich, wieso kannst du dieses Ding nicht mal ausmachen?

Ach könnt auch ich dich so für mich begeistern,
hätt ich bloß auch soviel Witz und Charme in meinem Eigenwahn.
Und würdest du dich auch mal mit mir so lang beschäftigen wollen, wie mit dem W-lan.

Doch mir scheint ,ich komm weder an dich, noch an jemand anderen ran.
Keines meiner Wörter zieht jemanden in seinen/meinen Bann.
Dabei schreib ich jeden Tag, ohne das ich muss,
mit Leidenschaft und Genuss.

Vielleicht ist jetzt damit Schluss?

Für Heute.
Mach dann Morgen wieder weiter,
eventuell bin ich dann schon etwas gescheiter
und eine Sprosse höher auf meiner (Karriere)Leiter.

Ich bin doch ein Fighter, mache immer weiter.

Und jetzt werd ich zu deinem Begleiter,
setz mich zu dir auf die Couch,
probier dein Heimkino auch mal aus,
vielleicht treibts die Leere in mir raus.
Jetzt lachen wir zu zweit,
über Sheldons peinliche Verlegenheit.