Gefühle
Eines, was uns Menschen am meisten interessiert und fasziniert sind Emotionen/Gefühle.

Ja, große Gefühle können uns beeindrucken,
wir sehen gerne Menschen beim quallvoll, bitterem Leiden auf der Leinwand zu.
Wir schaun uns an, wie dieser Mensch daran zebricht und in sich hineinsackt, wie er in eine abgrundtief, pechschwarze Trauer verfällt über den Verlust einer großen Liebe. Er trauert so zermarternd, weil ihm verloren ging, was ihm am Wertvollsten erschien.

Warum fasziniert uns diese Welt der Gefühle so sehr? Und warum versuchen wir sie dennoch so gut es geht zu verstecken, rauszuhalten und beschäftigen uns den Großteil des Tages mit rationellen Dingen, streben Nüchternheit und Sachlichkeit an, ohne persönlichen Einfluss?
Professionalität...ja schön, aber wo bleibt die Menschlichkeit dabei?

Gefühlswelten sind magisch, sie brechen einfach aus Strukturen aus, sind dazu in der Lage, uns absolut den Halt verlieren zu lassen, ziehen uns den Boden unter den Füßen weg oder lassen unser Herz wie einen Flummi springen und Schmertterling im Bauch fliegen und dabei in Chören singen.

Sie können uns zu überdimensionaler Kraft verhelfen, erwecken Stärke oder Schwäche in uns.
Ja , erst Gefühle machen uns wirklich menschlich und dadurch geheimnisvoll und unvohersehbar und grenzen uns von jeglichen künstlichen Intelligenzen ab.

Wir versuchen dennoch leider viel zu oft zu verbergen, decken sie ab mit Abdeckstift und Make-up und sperren sie ein, spülen sie dann Abends bei einer Flasche Wein runter in der Hoffnung, sie stoßen uns nicht all zu säuerlich wieder auf.

Gefühle machen uns vielleicht ab und zu schwach, aber kaum etwas ist doch lebendiger als menschliche Schwäche, das Abkommen von Normen und Leitlinien und das Zusammenkommen von Menschen in schwierigen Zeiten.

Gefühle schaffen Verbindungen, aber sowas von. Nichts verbindet stärker als gemeinsam gelebte Gefühle.

Und kaum etwas macht uns empfänglicher für unsere Aufmerksamkeit, als Abnormen, das Ablegen von Formeln und Struktur, das mal plötzlich total aus der Reihe zu treten, aufgrund eines unsichtbaren inneren Zustandes, eines Gefühls, das plötzlich auftaucht.


Unendliche Dankbarkeit und eine herzenswarme bedingungslose Liebe empfinden wir und ertrinken darin, wenn uns zum Beispiel ein Kind geboren wird.
Es ist ein wahres Privileg einem Menschen neues Leben schenken zu können (vorrausgesetzt man betrachtet das Leben auch selbst als Geschenk) und einen Menschen so sehr lieben zu dürfen.

Jemanden zu haben und zu kennen, für den du bereit bist, dich jederzeit für ihn aufzuopfern und den Kopf für ihn hinzuhalten.
Für dein Kind schmeißt du dich vor den Zug, damit er es nicht erwischt und du ziehst in den Kampf gegen Riesen für dein Kind.

Du bist glücklich, wenn er oder sie glücklich ist, ganz egal wie mies es dir selbst grad geht, wenn dich dein Kind ansieht und dir ein flüchtiges Lächeln schenkt, kann es schon viel auslösen, den schlechtesten Tag retten oder deine Welt wieder gradebiegen.

In der Passion aufzugehn, einem jungen Geschöpf den steinigen Weg zu ebnen und es in das Leben mit all dem Schmerz hineinleben zulassen, es dabei mit einem Schutz zu umgeben, sodass es sich nicht daran sticht und sich sicher sein kann einen Fluchtpunkt zu haben, falls es doch mal anschwillt, juckt oder weh tut, ist eine wahre Bereicherung, auch für das eigene Leben.


Diese Art von Liebe ist voller Hingabe und Aufopferungsbereitschaft.
Ja, ich kann mir gut vorstellen, dass diese große Liebe zum eigenen Kind wahrlich oft eine ganz besonders tiefe ist und jedes weitere Gefühl, dass aus ihr entsteht, dargestellt, festgehalten und beschrieben wird, ist für jeden Vater oder Mutter so nachvollziehbar, weil dieses Wesen und das Gefühl welches ihm entgegengebracht wird, permanent mit dem Herzen ganz tief drin im Takt schlägt.

Wir wollen einander austauschen, wollen feststellen, dass es auch anderen so geht wie uns.
Wir sind Rudeltiere, müssen berichten von unseren Empfindungen, brauchen den Austausch, brauchen das Zusammensein, brauchen Empathie, denn sie tut gut auf beiden Seiten und in jeglichen Weiten.

Wenn wir nachempfinden, wenn wir verstehen und nachvollziehen können, gibt uns das wiederrum auch Einblicke zurück in uns selbst und lässt uns erkennen, wer wir sind.
Führt uns letzendlich zu mehr geistigem und emotionalem Reichtum und Wachstum .

Ja, wir sollten aufhören zu verstecken, wir sollten viel mehr und öfters aus uns ausbrechen, uns auf links drehen und dabei verletzlich werden.
Auch wenn es ausgenutzt wird, und darauf eingestochen.
Den Schmerz, den du dann spürst lehrt dich auch das Innenleben deiner Gefühle zu bewahren und sie als einen in uns tragenden Schatz zu sehen.
Heißt aber nicht, sie weiterhin zu verbergen.

Denn Angriffsfläche zu bieten und dann aber festzustellen, dass anstatt Angriffe vielmehr Ermutigung, Vertrauen, Akzeptanz, Respekt, Lob, Trost oder Zusprache und ein sich Mitfreuen zurückkommt, ist doch eine absolut ausfüllende Bereicherung für das eigene Sein, und fördert die Möglichkeit, besser in Kontakt treten zu können, sowohl ich mit mir selbst, als auch mit anderen.

Doch was mich des öfteren hindert am eigenen fühlen, ist meine Unfähigkeit sie wahrzunehmen, zu verstehen, ihnen Platz zu geben und sie mir nicht zu verbieten.
Denn:
Gefühle zu fühlen fordert viel Gefühl für's eigene Gefühl...
Und so bleib ich ab und an eine kleine Gefühlslegasthenikerin, die mit all diesen verwirrenden inneren Zuständen, nicht weiß wo sie hin soll.